struktur / aurum, Wilhelm Scheruebl (*1961), 2014, Glas, vergoldet, Leihgabe Wilhelm Scheruebl
struktur / aurum,  Wilhelm Scheruebl (*1961), 2014, Glas, vergoldet, Leihgabe Wilhelm ScherueblKlicken um Bild zu vergrößern

Wilhelm Scheruebl

Zurück in die Zukunft

  
Fast alle der im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung befragten Goldhaubenfrauen wünschen sich in den Vereinen neue und vor allem jüngere Mitglieder. Ein Grund für das relativ hohe Durchschnittsalter ist sicher, dass es für heutige Frauen mit Familie zeitlich eher schwierig ist, aktives Mitglied in einem Verein zu sein. Zudem sind Goldhauben in der Herstellung wie in ihren Materialien sehr aufwändig und kostenintensiv.

„struktur / schwarz“

Wilhelm Scheruebl betrachtet die Goldhauben im Durchlicht, und so erscheint das glänzende Gold plötzlich schwarz. Mit der Rhythmik seiner Malerei folgt er der organischen Struktur der Hauben. Der Künstler überzieht Hüllen mit lichtdurchlässigen, durchbrochenen Ornamenten, ähnlich einer Membran, und es entsteht ein blickdurchlässiges Objekt. Der Betrachter erhält durch den gefilterten Blick eine neue Sicht und vielleicht auch eine neue Sichtweise auf die Dinge.

„struktur / aurum“

Wilhelm Scheruebl überzieht sein Objekt mit organischen Flächenstrukturen aus Gold. Durch die metallische Glanzwirkung des Blattgoldes entstehen gemeinsam mit den freien Glasflächen faszinierende Wirkungen auf unterschiedlichen Ebenen. Der Künstler gewährt dem Besucher einen eingeschränkten Blick von außen nach innen, und so schaut man am wertvollen Material vorbei ins scheinbar Leere.

Wilhelm Scheruebl wurde 1961 in Radstadt geboren. Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Diplom bei Bruno Gironcoli. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Lebt in Radstadt.

 

Die goldene Haube, Ulrike Stubenböck (*1958), 2014, Tischvitrine; 14 Blätter: Acryl auf Papier, Silberhalogenid-Print; Wandobjekt: Habicht mit goldener Falkenhaube, Geschirr und Glöckchen auf hölzerner Falknerhand. Tierpräparat: Haus der Natur, Salzburg, Falkenhaube: Landesfalkenhof Burg Hohenwerfen, Courtesy galerie bechter kastowsky, Wien
Die goldene Haube, Ulrike Stubenböck (*1958), 2014, Tischvitrine; 14 Blätter: Acryl auf Papier, Silberhalogenid-Print; Wandobjekt: Habicht mit goldener Falkenhaube, Geschirr und Glöckchen auf hölzerner Falknerhand. Tierpräparat: Haus der Natur, SalzbKlicken um Bild zu vergrößern

Ulrike Stubenböck

Unter der Haube

  
Äußerst aufwändig und teuer ist die Herstellung des „Linzer Modells“, das auch die meisten Salzburger Goldhaubenfrauen tragen. Einige Vereinsmitglieder haben ihre Hauben selbst gefertigt, viele sind gekauft oder ein Geschenk von Müttern, Schwiegermüttern oder Männern. Allein das Material für eine Goldhaube kostet ca. 1.200 Euro. Dazu kommen 300 teure Arbeitsstunden, die man zur Fertigung eines solchen Unikats braucht. Auf einen breiten Stoffstreifen werden Pailletten, Spiralfäden (Bouillon) und Fäden aus Gold gestickt und diese dann um das Gittergerüst der Haube genäht. Am Ende sind dann die unbedingt verheirateten Goldhaubenfrauen doppelt unter der Haube.

„Die goldene Haube“

Ulrike Stubenböck nähert sich in ihren gezeichneten und fotografierten Studien der Haube als Objekt. Sie zeichnet mit mikroskopischem Blick, stellt Details in den Vordergrund oder löst sie im Hintergrund auf. Mit ihren Studien untersucht sie zeichnerisch und fotografisch Symbolik, Materialität, Konstruktion, Ornament, Farbigkeit und Form der historischen Goldhauben. Parallelen erzeugt sie durch die Darstellung eines Falken mit goldener Falkenhaube. Der Falke, Inbild eines edlen und mächtigen Tieres, steckt blind und seiner Freiheit beraubt unter der Haube.

Ulrike Stubenböck wurde 1958 in St. Anton am Arlberg geboren. Studium an der Kunstuniversität Mozarteum, Salzburg. Diplom bei Peter Prandstetter. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Lebt in Telfs.

Tapete, Erich Gruber (*1971), 2013, Papier, Leihgabe Erich Gruber, Operation Goldhaube, Erich Gruber (*1971), 2013, Bleistift auf Papier, Leihgabe Erich Gruber
Tapete, Erich Gruber (*1971), 2013, PapierKlicken um Bild zu vergrößern

Erich Gruber

Über den Wolken …

  
In die Goldhaubenvereine werden nur verheiratete Frauen aufgenommen – so stand es früher in den Statuten. Heute nimmt man es im Fall von Geschiedenen mitunter nicht mehr so genau. Musste man früher für die Aufnahme eine gläubige Katholikin sein, so gibt es mittlerweile eine bunte Mischung unterschiedlicher Konfessionen. Dass die Vereine trotzdem nicht mehr ganz am Puls der Zeit sind, hängt vielleicht mit dem Durchschnittsalter ihrer Mitglieder zusammen, das zwischen 60 und 70 Jahren liegt.

„Tapete" / „Operation Goldhaube“

Der Künstler Erich Gruber lässt mit seiner Arbeit den Gedanken des Betrachters freien Lauf. Der Besucher selbst kann die Stimmung im Raum spüren, den Dialog mit den ausgestellten Exponaten erkennen und Zusammenhänge vermuten.

Erich Gruber wurde 1971 geboren. Aufgewachsen in Bischofshofen. Studium an der Kunstuniversität Mozarteum, Salzburg. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Lebt in Salzburg. Vertretung: Galerie Heike Curtze und Petra Seiser, Wien.

Drei Grafiken zum Thema Goldhauben, Hauenschild Ritter, Landesgalerie Linz, Sammlung Klöcker (Bad Homburg v.d.H.), Linz Textil GmbH
Drei Grafiken zum Thema Goldhauben, Hauenschild Ritter, Landesgalerie Linz, Sammlung Klöcker (Bad Homburg v.d.H.), Linz Textil GmbHKlicken um Bild zu vergrößern

Hauenschild Ritter

Gemeinsam sind wir ...

  
Die Gemeinschaft ist der zentrale Grund für den Beitritt zum Verein der Goldhaubenfrauen. Der Auftritt im Kollektiv stärkt die Frauen und lässt sie sehr selbstbewusst und emanzipiert erscheinen. Persönliche Individualität scheint auf den ersten Blick schon rein äußerlich auf einen Mittelwert nivelliert. Traditionell sind die fünf Accessoires Handschuhe, Beuteltasche, Schmuck, Schirm und Schultertuch, weitere mögliche Attribute sind Gebetbuch, Rosenkranz und Blumensträußchen. In den Vereinen werden intern die wichtigen Details diskutiert, etwa welche Farbe die Stutzen haben müssen und ob Schminke erlaubt ist.

Hauenschild Ritter zeigen mit ihren Arbeiten den prozessionsartigen Zug der Goldhaubenfrauen. Die Vielschichtigkeit ihrer Grafiken lässt in den stofflichen Strukturen eine endlose Tiefe entstehen. Individualisiert sind hier vor allem die Gesichter, die aber dann doch durch ihre reglos wirkende Mimik alle ähnlich wirken. Durch das Einblenden sanft befremdlicher Bilder wie etwa dem Wilderer oder dem Jäger ergibt sich eine paradoxe Wendung ins Reale.

Peter Hauenschild, geboren 1958 in Linz. Studium Visuelle Gestaltung an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

Georg Ritter, geboren 1956 in Linz. Studium Bühnenbild an der Kunstuniversität Mozarteum, Salzburg und Visuelle Gestaltung an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

Operation Goldhaube, Miriam Bajtala (*1974), 2006, Videoinstallation, Courtesy Miriam Bajtala
Operation Goldhaube, Miriam Bajtala (*1974), 2006, Videoinstallation, Courtesy Miriam BajtalaKlicken um Bild zu vergrößern

Miriam Bajtala

No way in

  
Wir dürfen uns behütet fühlen, denn das Österreichische Bundesheer überwacht den österreichischen Luftraum mit einem Netz aus Radargeräten. Dieses Verteidigungssystem trägt den schönen Namen „Goldhaube“. Aus der Haube wird unversehens ein nationaler Schutzhelm. Ein ähnlich effizientes Netzwerk der Goldhaubenfrauen innerhalb Österreichs ist leider nicht bekannt. Eine einschlägige Befragung zur Lage innerhalb Österreichs und Salzburgs zeigte einen sehr bescheidenen Austausch. Ab und zu trifft man sich bei Veranstaltungen und eher selten zu gemeinsamen Ausflügen.

Die titelgebende Videoarbeit der Ausstellung „Operation Goldhaube“ stammt von Miriam Bajtala und wurde 2005 im Auftrag der Österreichischen Luftstreitkräfte (Konzept „section.a“) als Gegenüberstellung zu Arbeiten des Luftfahrtfotografen Katsuhiko Tokunaga entwickelt. Die Künstlerin hat einen Raum mit Wandhaken präpariert und insgesamt elf Grundwehrdiener aufgefordert, eine je einen Kilometer lange Schnur durch den Raum zu spannen. Diese Vernetzung des Raums wurde filmisch und fotografisch dokumentiert. Der Künstlerin gelingt es damit, die örtliche und geistige Vernetzung struktureller Prozesse sinnlich erfahrbar zu machen.

Miriam Bajtala wurde 1974 in Bratislava geboren. Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Diplom. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Lebt in Wien und Linz.

   

Salzburg Museum | Volkskunde Museum

28. März bis 1. November 2015

Besuche uns auf Facebook