Vielseitige Talente und Interessen

Blick vom Dach der Residenz zur Festung, 1910, Autochrom, Salzburg Museum, Nachlass Erzherzog Heinrich Ferdinand von Habsburg-Lothringen
Klicken um Bild zu vergrößern
Waldweg mit einfallendem Sonnenlicht, Erzherzog Heinrich Ferdinand von Habsburg-Lothringen, 1907/1914, Gouache, Salzburg Museum, Nachlass Erzherzog Heinrich Ferdinand von Habsburg-Lothringen
Klicken um Bild zu vergrößern
Erzherzog Heinrich Ferdinand mit Bruder Joseph Ferdinand bei einer Ballonfahrt über Linz, 1910, Autochrom, Salzburg Museum, Nachlass Erzherzog Heinrich Ferdinand von Habsburg-Lothringen
Klicken um Bild zu vergrößern

 

Aus den Zwängen entfliehen

Aufgrund seines verwandtschaftlichen Verhältnisses zum österreichischen Kaiserhaus bekam Großherzog Ferdinand IV. von Habsburg-Lothringen nach dem Verlust seiner Herrschaft über die Toskana einen Trakt der Residenz in Salzburg als Wohnsitz zugesprochen. Hier lebte die Familie bis zum Ende der Monarchie, hier wurden Erzherzog Heinrich Ferdinand sowie die meisten seiner Geschwister geboren.

Den alten Traditionen verpflichtet und seien Brüdern folgend, entschied sich Heinrich Ferdinand für den Beruf des Offiziers, wenngleich er schon in jungen Jahren die Kunst als eigentlichen Lebensinhalt für sich entdeckt hatte. Nach seiner Offiziersausbildung wurde er vom Kaiser freigestellt und konnte sich in München, Enns und Wien zum Maler und Radierer ausbilden lassen. Im Ersten Weltkrieg diente er wieder als Offizier an mehreren Fronten. Seine Leidenschaft für Malerei und Fotografie lebte er jedoch auch als Generalmajor auf den Schlachtfeldern in Galizien und Italien weiter aus.

Erzherzog Heinrich Ferdinand verzichtete nach dem Ende der Monarchie auf alle Titel sowie Rechte, wurde mit einer kleinen Offizierspension ausgestattet und lebte als Bürger der neuen Republik bis zu seinem Tod in Schloss Flederbach in Salzburg, wo er auch weiterhin seiner Leidenschaft als Künstler frönte.

 

Die ersten Farbfotos von Salzburg

Dem Beispiel seines Vaters Ferdinand IV. folgend, der selber Fotograf und am Ende des 19. Jahrhunderts Schirmherr der Amateur-Fotografen Salzburgs war, begann Erzherzog Heinrich Ferdinand schon bald, seine Umgebung zunächst auf Fotoplatte und später auf Fotopapier zu bannen.

Seine ersten Fotografien entstanden während der Ausbildung an der Militärakademie in Wiener Neustadt sowie seiner anschließenden Truppenverwendung in Enns. Diese Aufnahmen weisen einen beobachtenden-dokumentierenden Charakter auf.

In den Jahren 1910 bis 1915 beschäftigte er sich intensiv mit Ablichtungen auf Lumière-Farbfotoplatten. In überraschend guter Qualität präsentieren diese Fotografien, von denen heute noch mehr als 200 erhalten sind, unter anderem Ansichten der Stadt Salzburg. Sie stellen für Salzburg ein seltenes Zeugnis für frühe Farbfotografie kurz nach der Jahrhundertwende dar.

Erzherzog Heinrich Ferdinand von Habsburg-Lothringen blieb der Fotografie treu und hinterließ eine große Zahl an Schwarzweißbild-Fotoalben zum noch jungen 20. Jahrhundert mit den Wirren des Ersten Weltkriegs an den Fronten sowie auch mit Eindrücken von seinen zahllosen Reisen, die ihn vom Alpenraum bis an die Levante geführt hatten.

 

Ein Könner im kleinen Format

Für ein Mitglied des österreichischen Kaiserhauses war es ausgeschlossen, den Beruf eines Künstlers zu ergreifen. Auch Erzherzog Heinrich Ferdinand, der diese Neigung schon frühzeitig verspürte, wurde für die allein standesgemäße militärische Laufbahn vorbereitet, doch konnte er sich schon während seiner Ausbildung Freiräume für die künstlerische Betätigung schaffen.

Zwei Kapazitäten des Wiener Kunstlebens, der Radierer William Unger und der Maler Eduard Zetsche, lenkten sein Talent in richtungweisende Bahnen: Radierung und Aquarell blieben zeitlebens sein beinahe ausschließliches Metier. Mit allerhöchster Erlaubnis durfte sich der Erzherzog ab 1907 in München seinen Studien widmen.

Öffentlichkeitsscheu und persönliche Zurückhaltung erlegten der künstlerischen Entfaltung auch in späteren Jahren Schranken auf, obwohl die Kunst nun vermehrt zum Lebensunterhalt beitragen musste. Zurecht schätzte man ihn als überaus feinsinnigen Beobachter der heimischen Landschaft, wobei es keine Minderung darstellt, dass er sich auf kleine und kleinste Formate beschränkte.

 

Die fliegenden Erzherzöge

Beeinflusst durch eine moderne Erziehung und durch die Vorbildwirkung seines Vaters, interessierte sich Erzherzog Heinrich Ferdinand für die technischen Errungenschaften seiner Zeit. Der finanzielle Hintergrund seiner Familie ermöglichte es ihm, ständig seinen Finger am Puls der Zeit bzw. am neuesten Stand der Technik zu lassen.

Er eiferte seinem Bruder Joseph Ferdinand und dessen Leidenschaft für die noch junge Gasballonfahrt nach, einem Hobby, das die lokalen Zeitungen mit Artikeln über die „fliegenden Erzherzöge“ und ihre zahllosen Luftreisen füllte. Genaue Kenntnisse über Meteorologie und Geografie sowie der Besitz von einschlägigen Instrumenten waren die Voraussetzung für die Ballonfahrt. Auch fuhr er leidenschaftlich gerne mit dem Automobil und Motorrad, was ihm im Ersten Weltkrieg an der Front in Galizien den Ruf eines wilden, aber ausgezeichneten Fahrers einbrachte.

Sein ganzes Leben lang behielt Erzherzog Heinrich Ferdinand das Interesse für technische Neuerungen bei. So findet sich in seinem Nachlass neben den Messgeräten für die Ballonfahrt auch eine stattliche Ansammlung von Zeitmessern und Fotoapparaten.

 

>>> Biografie Erzherzog Heinrich Ferdinand

>>> Stammtafel Erzherzog Heinrich Ferdinand (pdf 260 kB)

>>> Hauptseite Erzherzog Heinrich Ferdinand

 

Besuche uns auf Facebook