Mit Frau Ruth und dem zweijährigen Sohn Peter Stephan im Jahr 1954, Bild: JBZ-Fotoarchiv
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Zerstörtes Hiroshima, Bild: JBZ-Fotoarchiv
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Robert Jungk gemeinsam mit Sohn Peter Stephan als Teilnehmer einer Ostermarsch-Demonstration, Bild: JBZ-Fotoarchiv
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Anschreiben gegen blinden Fortschrittsglauben

  

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Robert Jungk als Korrespondent europäischer Zeitungen in die USA. Er berichtete insbesondere über die wissenschaftlichen Revolutionen im „neuen“ Amerika sowie dessen blinden Glauben an die Technik. Erschienen sind die Reportagen 1952 in "Die Zukunft hat schon begonnen".

1956 folgte das zweite Buch "Heller als tausend Sonnen" über die Geschichte der Atombombe. 1959 erschien das dritte Buch "Strahlen aus der Asche", in dem Jungk den Opfern der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki „eine Stimme“ gab.

Jungk arbeitete aber nicht nur am Schreibtisch, sondern engagierte sich auch aktiv in der internationalen Bewegung gegen Atomrüstung, etwa in der Pugwash-Gruppe von atomkritischen Wissenschaftlern, in der deutschen Initiative "Kampf dem Atomtod" oder in der "Ostermarsch-Bewegung".

In diese Zeit fiel auch – die Jungks waren 1957 nach Wien übersiedelt – die Freundschaft mit Günther Anders. Hoch geschätzt hat Jungk auch Albert Schweitzer, über den er unter Pseudonym eine Biografie verfasste.

  

Die Angst vor Hitlers Atombombe und die Folgen 

 

Jene, die an den Versuchen zur Kernspaltung arbeiteten, wussten um die Zerstörungskraft dieser Technologie. Doch die Angst, dass Hitler als erster in den Besitz der Atombombe gelangen könnte, hatte aus Nazideutschland vertriebene Physiker um Albert Einstein dazu bewogen, in einem Memorandum an Franklin D.  Roosevelt diesem die Entwicklung eines Atomprogramms nahe zu legen.

Ebendiese Physiker waren es, die nach der absehbaren Kapitulation Hitlerdeutschlands die US-Führung von dem Einsatz der Atombombe abzuhalten versuchten. Auch der Vorschlag, die Bomben unter Vorwarnung der militärischen Gegner auf evakuiertem Gelände zu zünden, wurde nicht aufgegriffen. Am 6. und 9. August 1945 zerstörten zwei Nuklearsprengsätze die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Über 100.000 Tote sowie eine Vielzahl an Menschen, die erst Jahre später an den Folgen der atomaren Verstrahlung starben, waren die Folge.

„Hiroshima“ und „Nagasaki“ sollten – so die Einschätzung der meisten HistorikerInnen – der Welt zeigen, dass die USA fortan die uneingeschränkte militärische Weltmacht sein würden. Doch die Geschichte verlief anders. Bereits 1949 gaben die Sowjets die Zündung ihrer ersten Atombombe bekannt. Das atomare Wettrüsten nahm seinen Lauf. Robert Jungk war der wohl erste Nicht-Physiker, der vor den Gefahren dieser Entwicklung warnte. Er recherchierte auch detailliert, warum es zum Einsatz der Atombomben kam:

Sollte man auf die praktische Anwendung des Produkts der angestrengten, jahrelangen Arbeit von 150.000 Menschen, auf eine Waffe, die Ausgaben von zwei Milliarden Dollar verursacht hatte, nun freiwillig verzichten? Diese in seinen Augen wahnwitzige Idee diskutierte General Groves nicht einmal. Er war, so behauptete ein Atomforscher, der damals in seiner Nähe arbeitete, ab 1945 von einer einzigen großen Furcht besessen: dass der Krieg früher fertig sein könnte als „seine“ Bombe. Aus: Heller als tausend Sonnen, 1956, Neuausgabe 1990


Besonders betonte Jungk die Bedeutung jener Wissenschaftler, die auf die Gefahren der Atomtechnologie hinwiesen und sich öffentlich für ein Ende des Wettrüstens engagierten:

Versuchen wir uns einmal vorzustellen, was geschehen wäre, wenn die Atomwissenschaftler nach 1945 über die erschütternde Natur ihrer Erfindung geschwiegen hätten oder wenn sie gar auf diese Leistung stolz gewesen wären, dann hätte die Öffentlichkeit vielleicht den Untergang von Hiroshima fast ebenso schnell vergessen wie den Untergang von Coventry, Hamburg und Dresden.
Aus: Heller als tausend Sonnen, 1956, Neuausgabe 1990

 

 

  

>>> zur Hauptseite: Robert Jungk: Weltbürger und Salzburger 

 

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