25 Jahre Spielzeugmuseum 
1978 bis 2003
 

Sonderausstellung im Bürgerspital
5. 4. bis 26. 10. 2003


Eröffnung: Samstag, 5. April 2003, 11.00 Uhr


Begleitheft zur Sonderausstellung,
32 Seiten mit zahlr. Farbabb., € 3.-

Gabriele Folk-Stoi
(Foto: Dr. Volker Kutschera)

Als am 17. Mai 1978 das Spielzeugmuseum des Salzburger Museums Carolino Augusteum eröffnet wurde, konnten die Beteiligten mit Recht stolz sein, allen voran Dr. Friederike Prodinger, die damalige Direktorin des SMCA, Gabriele Folk, die berühmten Sammlerin, und Dr. Volker Kutschera, der erste Leiter des Hauses. Mit diesem Tag hatte das erste und bis heute einzige österreichische Spielzeugmuseum seine Pforten einer Öffentlichkeit geöffnet, die in großen, ja heute unvorstellbar großen Scharen hinein drängte.

Für das Salzburger Spielzeugmuseums waren es Gabriele Folk-Stoi (1902-1994) und ihr Mann Hugo Folk, die den Anstoß gaben. Gabriele Stoi hatte bereits als Kind begonnen, altes Spielzeug zu sammeln. Sie kaufte in der Folge vor allem im Wiener Antiquitätenhandel, tauschte und bekam geschenkt: Holzspielzeug vor allem, aus allen nur denkbaren Erzeugergebieten, und Puppen, Puppenstuben, Puppenstuben- und Puppenmöbel, Spielzeug aus Ton, Zinnfiguren, aber auch internationales Spielzeug, Baukästen und vieles, vieles mehr. Unerschöpflich waren ihre Interessen, ja generell waren sie zu nennen. In ihrem Gatten, dem Prokuristen Hugo Folk, fand sie einen begeisterten Sammler-Partner, dem der Aufbau der Papiertheatersammlung zu verdanken ist. Heute besitzt das Spielzeugmuseum eine der bedeutendsten Sammlung spielbereiter Bühnen.

Dass die Sammlung Folk in Salzburg anlanden konnte, ist zwei Faktoren zu verdanken, die beide denselben Namen tragen: Dr. Friederike Prodinger. Sie war dieser Zeit Direktorin des Salzburger Museums Carolino Augusteum und - der erste Faktor - Volkskundlerin. Mit großem Gespür und - der zweite Faktor - mit noch größerem Weitblick setzte sie den Ankauf der Sammlung für das Museum durch Stadt und Land Salzburg durch und betrieb den Ausbau des ehemaligen Bürgerspitals zum Museum, wobei der erste Kustos der Sammlung, Dr. Volker Kutschera, federführend wirkte.

Mit der Sammlung der Wiener Lehrerin Auguste Tomschik (23. Mai 1904 - 22. Mai 1989) kam 1989 als Erbschaft eine weitere geschlossene, bedeutende Privatsammlung ins Spielzeugmuseum, die in erster Linie aus Holzspielzeug, Puppen und internationalem Spielzeug bestand. Der etwas magere Bestand an Blechspielzeug - weder das Ehepaar Folk noch Auguste Tomschik hatten in diesem Bereich systematisch gesammelt - konnte durch den Erwerb der bedeutenden Sammlung Fichtenthal ausgeglichen werden. Seine Kollektion an Spur 0-Eisenbahnen - mit besonderem Schwerpunkt auf Märklin-Bahnen - gehört zu den ganz bedeutenden ihrer Art und erlaubt eine lückenlose Darstellung der Geschichte dieser berühmten Spurweite bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts.

Ab den achtziger Jahren trat ein Effekt auf, der die Sammeltätigkeit von Spielzeugmuseen einzuschränken begann, der aber gleichermaßen nicht zuletzt auf die Spielzeugmuseen selbst zurückzuführen war. Mit der Musealisierung von Spielzeug stiegen die Preise auf den Sammlermärkten, und es wurde - auch aufgrund der sich verschlechternden Lage der öffentlichen Haushalte - immer schwerer, Ankäufe zu tätigen; eine Entwicklung, die bis heute sich derart verschärft hat, dass öffentliche Spielzeugmuseen kaum mehr über die Möglichkeit verfügen, mit der Marktpreisentwicklung mitzuhalten. Für den weiteren Erwerb von Spielzeug kamen im Wesentlichen noch die privaten Schenkungen in Frage, über die allerdings - dank der Großzügigkeit weiter Teile der Bevölkerung - erhebliche Zuwächse gewonnen werden konnten. Tausende von GeschenkgeberInnen aus dem In- und Ausland haben in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen, dass aus dem Salzburger Spielzeugmuseum ein international bedeutsames Museum wurde.

Aus dem Gründungsmuseum von 1978 ist nach 25 Jahren ein bedeutendes Spielzeugmuseum geworden - immer noch das einzige mit einer Generalsammlung in Österreich -, das dem internationalen Vergleich bestens standhält. Gerade in einem vereinten Europa ist dies von Belang. Die Bemühungen um eine aufgearbeitete Spielzeuggeschichte kann niemals Sache eines Ortes, eines Landes sein, denn Spielen ist eine anthropologische Kategorie, die sich nich lokal verengen lässt. Auch wenn Salzburg keine bedeutende eigene Spielzeugtradition hat, in einer Weltkulturerbe-Stadt hat ein solches Spielzeugmuseum allemal einen hervorragenden Standort.

Die Ausstellung dokumentiert das "Werden" des Museums bis auf den heutigen Tag: Von ganzen Privatsammlungen zum wertvollen Einzelstück bis hin zu Kisten, die ungeöffnet aus privaten Kellern oder Dachböden wie Findelkinder an das Museum kamen, wird Schönes und Außergewöhnliches aus der bunten Welt des Spielzeugs in der ganzen Bandbreite gezeigt - vor allem solche Stücke, die aus den Depots stammen und selten oder noch nie ausgestellt waren.

Dr. Peter Laub


Kubusspiel, Deutschland, um 1880, H. 49,1 cm. Inv.-Nr. 6005/87 


Bär auf Rädern, um 1952, H. 23,7 cm. Inv.-Nr. 6050/86


Donald Duck. Walt Disney Productions, 1962, H. 32,2 cm. Inv.-Nr. 6001/99


Holzspielzeug aus den Wiener Werkstätten, um 1920, H. 12,5-19,3 cm. Inv.-Nrn. F 1556, F 1549


Puppenbühne, Anfang 20. Jh.