Lisl Engels
Öl- und Temperabilder

Sonderausstellung im Haupthaus, Museumsplatz 1
28. 3. bis 1. 6. 2003


Katalog mit zahlr. Farbabb. € 9,90

 

 

Lisl Engels, Selbstbildnis, 1956, Öl auf Pressspanplatte, 80 x 61 cm

Lisl Engels, 1915 in Mödling geboren, wurde schon als blutjunges Mädchen viel bewundert, als sie in den dreißiger Jahren gemeinsam mit den Größen der Wiener Kunstszene ausstellen durfte, was damals eine große Ehre war. Auch hatte sie das Glück, von Anfang an die richtigen Lehrer und Wegbegleiter zur Seite zu haben, deren Prinzipien für sie stets verbindlich blieben, allen voran die Verpflichtung an ein hohes Ideal von Kunst. Das Gestische, das sich mit dem Konstruktiven vereint, ist ein Wesenszug, der sich schon während ihrer Lehrzeit bei Robin Christian Andersen abzeichnete. Ihr großes Vorbild und Mentor wurde jedoch Franz Wiegele, der 1944 bei einem Bombenangriff auf das Kärntner Malerdorf Nötsch umkam. Mit diesem bedeutenden Künstler verbrachte sie viele Stunden gemeinsamen Schaffens. Die kriegsbedingte Flucht aus Wien führte Engels 1946 über Bad Gastein nach Salzburg, wo sie auf Wahlverwandte wie Anton Steinhart und Rudolf Dimai stieß und sich bald in das Kunstleben integrieren konnte. Allerdings lagen in dieser Zeit andere Richtungen im Trend, viele Künstler distanzierten sich vom expressionistischen Erbe und ließen sich mehr mit der Abstraktion ein. Ihre Resistenz gegenüber dem Zeitgeist ist wohl der Grund, weshalb Engels trotz zahlreicher Ausstellungen und Ehrungen nie ganz im Blickfeld stand und man ihr malerisches Kaliber unterschätzte.

Seit 1974 lebt Lisl Engels in einem uralten, abgelegenen Bauernhaus unweit des Fuschlsees. Die exponierte prachtvolle Lage, die eine intensive, ungestörte Zwiesprache mit der Natur ermöglicht, ist bezeichnend für den anspruchsvollen Begriff von Landschaftsmalerei, dem die Künstlerin huldigt. Es geht ihr weniger um Lokalkolorit und flüchtigen Stimmungszauber, niemals lässt sie sich durch gefällige Reize von ihrer klaren Linie abbringen, in der schummerige Pastositäten nichts zu suchen haben. Ihre Landschaften scheinen sich von der lockeren Impression auf ein "absolutes" Raumerlebnis hin zu bewegen. Dementsprechend ist auch die Farbigkeit von Zufälligkeiten entschlackt und bietet statt einer naturalistischen Einfärbung eindeutige koloristische Dominanten, vorzugsweise spannungsvoll abgestimmte Blau- und Gelbtöne. Der explosive und dennoch gefestigte Pinseleinsatz erinnert manchmal fast an die gestische Malweise ihrer informellen Zeitgenossen. Oft treten die Strichlagen strahlenförmig gebündelt auf. Und auch im reduzierten Ausschnitt, in den Blumen- und Früchtestilleben, geht nichts von der weit ausholenden Dynamik verloren.

Einer tieferen Logik zufolge empfing Lisl Engels auf klassischem Boden die nachhaltigsten Anregungen, während sie zu anderen, nicht minder attraktiven Landschaften wegen der fehlenden inneren Affinität keinen Zugang finden konnte. Von mehreren Aufenthalten in Griechenland, vor allem in der damals noch unberührten Inselwelt, brachte sie eine Fülle von Bildern nach Hause, die zu ihren besten zählen. Obwohl von den Motiven her unspektakulär, wirken die Landschaften mehr heroisch als beschaulich, mehr ätherisch-kühl als der Erde verhaftet, auch wenn es sich um heimische Gegenden wie das Salzkammergut handelt. Ihr Leib- und Lieblingsthema war - nicht zuletzt weil sie viele Jahre in seiner unmittelbaren Nachbarschaft wohnte - der Leopoldskroner Weiher, und auch er wird von ihr gleichsam in eine andere, lichtere Sphäre getaucht, sodass die alten, verkrüppelten Weiden den Ölbäumen gleichen, denen wir auf ihren griechischen Bildern so oft begegnen.

Das Werk von Lisl Engels scheint einem einzigen unbeirrbaren und nicht nachlassenden Schaffensimpuls zu gehorchen, der sie von ihrer frühen künstlerischen Reife an bis in ihr staunenswert agiles Alter auf kraftvollen Schwingen trug, es ist von einer selten zu findenden Kontinuität und Einheitlichkeit. Sie hat ihren Stil sehr früh gefunden und ohne Spannungsverlust durchgehalten. Von den stets durchlässig gemalten Ölbildern ist es nur ein kleiner Schritt zu den Aquarellen und Temperabildern, dieselbe Sensibilität und Kontrapunkte setzende Spannkraft ist auch in den Zeichnungen wirksam; ihr Strichgefüge gehorcht einer inneren Bildlogik, die wahre Meisterschaft verrät. Von all dem wird die Ausstellung im Salzburger Museum Carolino Augusteum Exemplarisches bringen. Die Entscheidung, Lisl Engels endlich zu Museumsehren kommen zu lassen, ist weniger als Verbeugung vor der Doyenne der Salzburger Malerei zu sehen, sondern kommt eher einer Entschuldigung dafür gleich, dass dies nicht schon viel früher geschehen ist.

Dr. Nikolaus Schaffer


Leopoldskronerweiher gegen Schloss
und Pulvertürme; Öl/Lw, 1960,
59 x 86 cm



Ölbäume; Öl/Lw, 1984, 61 x 75 cm



Obststilleben mit chinesischem Drachen; Öl/Lw, 1960, 50 x 71 cm
Rote Blumen; Öl/Lw, 1965,
73 x 48 cm