Anton Faistauer 
1887-1930

Sonderausstellung im SMCA-Haupthaus, Museumsplatz 1
11. Februar bis 22. Mai 2005


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Bilder der Ausstellung

 
Ausstellungskatalog. 416 Seiten,
zahlr. Farbtafeln und sw-Abb. € 29,80


Salzburg vom Mönchsberg, 1924, Leihgabe Salzburg AG

 

 

Doppelakt, Öl auf Lw., 1913
Leihgabe Prof. Leopold

Anlässlich des 75. Todestages von Anton Faistauer zeigt das Salzburger Museum Carolino Augusteum eine umfassende Retrospektive über das Werk des aus Salzburg stammenden großen österreichischen Malers.

Knapp 43-jährig starb Anton Faistauer am 13. Februar 1930 in Wien nach einer Magenoperation, die sein geschwächter Körper nicht mehr ertrug. In zahlreichen europäischen Zeitungen und Zeitschriften erschienen zum Tode Faistauers Nachrichten und Nachrufe auf den großen österreichischen Maler. Schon zu Lebzeiten war Faistauer u.a. in Wien, Salzburg, Innsbruck, Budapest, Prag, Brünn, München, Bamberg, Ulm, Stuttgart, Düsseldorf, Duisburg, Köln, Dresden, Leipzig, Bremen, Berlin, Köln, Brüssel, Den Haag, Amsterdam, Rotterdam, Stockholm, Bern, Genf, Zürich, London, Paris und in den USA ausgestellt worden. Auch nach seinem Tod wurde sein Werk in zahlreichen repräsentativen Ausstellungen geehrt.

Faistauer, mit Egon Schiele und Oskar Kokoschka einst einer der wichtigsten Pioniere und heute ein Klassiker der modernen Malerei in Österreich, rang im Unterschied zur traditionsfeindlichen Avantgarde stets um den Anschluss an die große abendländische Maltradition. Für ihn war insbesondere die französische Malkultur des 19. Jahrhunderts – vor allem das Werk von Paul Cézanne – von maßgeblicher Bedeutung. Mag sein, dass sein Beharren auf ein klares und harmonisches Formbewusstsein und seine intensive Beschäftigung mit religiösen Themen ihm später nicht die uneingeschränkte Anerkennung der internationalen Kunstwelt beschert hat. So bedeutend seine Erfolge mit den Freskenzyklen in der Morzger Kirche und im Salzburger Festspielhaus auch waren und ihn weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt gemacht hatten, so trugen sie letztendlich doch dazu bei, Anton Faistauer in gewissem Maße zu „regionalisieren“.

Tatsächlich hat Faistauer für Salzburg in vielfacher Hinsicht sehr große Bedeutung. Ganz abgesehen davon, dass er im Land geboren wurde und er im Laufe seines relativ kurzen Lebens, das ihn rastlos immer wieder an verschiedene Orte trieb, häufig in seine engere Pinzgauer Heimat und in die Stadt Salzburg zurückkehrte, setzte er hier deutliche kulturpolitische Akzente. Er engagierte sich für eine Demokratisierung und Erneuerung des Ausstellungsbetriebes im Salzburger Künstlerhaus, beteiligte sich an den Aktivitäten der Salzburger Künstlergruppe „Der Wassermann“, verkündete in seinem programmatischen Vortrag im Mai 1919 im Mozarteum eine Reihe von reformerischen und kunsterzieherischen Ideen, die schließlich darin gipfelten, dass er für Salzburg nicht nur eine Landesgalerie, sondern auch die Etablierung einer modernen Malerakademie forderte. Manches davon wurde – wenn auch mit Verspätung – tatsächlich realisiert.

Das Salzburger Museum Carolino Augusteum hat dank der Initiative von Franz Fuhrmann schon vor mehreren Jahrzehnten begonnen, sich mit Leben und Werk Anton Faistauers intensiv auseinander zu setzen und Objekte zu sammeln, eine Tätigkeit, die von Albin Rohrmoser fortgesetzt wurde und bis in die Gegenwart andauert. So befinden sich heute nicht nur umfangreiche Korrespondenzen, Fotos, Notiz- und Skizzenbücher sowie Malutensilien Faistauers im SMCA, sondern auch 27 Gemälde und 51 Arbeiten auf Papier. Diese bilden den Grundstock für die große Sonderausstellung aus Anlass des 75. Todestages Faistauers mit insgesamt mehr als 100 Ölbildern sowie zahlreichen Zeichnungen und Aquarellen im SMCA. Sie ist damit wohl die bisher umfangreichste Retrospektive seines Schaffens und zeichnet sich dadurch besonders aus, dass über die Hälfte der gezeigten Werke noch nie im Rahmen einer Ausstellung zu sehen waren. Bei vielen von ihnen handelt es sich überhaupt um Neuentdeckungen. Diese exklusive Auswahl konnte dank 48 privater Leihgeber, sechs Museen und fünf Institutionen zustande gebracht werden. Ihnen sei sehr herzlich gedankt.

Wichtig erschien es aber auch – trotz der grundlegenden und noch immer gültigen Arbeit von Franz Fuhrmann zur Biografie Faistauers – zur Ausstellung verschiedenste neue Aspekte zum Leben und Wirken des Malers wissenschaftlich zu durchleuchten. Diese Aufgabe hat in dankenswerter Weise Nikolaus Schaffer übernommen, der gemeinsam mit Norbert Mayr und Alexander Lassnig eine wirklich repräsentative Publikation über Anton Faistauer geschaffen hat. Umfang und Komplexität des Werks stellten besondere Anforderungen an den Buchgestalter und Lektor Peter Laub, die er mit Bravour erledigte. Fotograf Rupert Poschacher erfüllte die vielfältigen Fotoarbeiten wie immer mit großer Präzision. Aufrichtiger Dank gilt auch der Generali-Gruppe und deren Regionaldirektor Siegfried Käfer in Salzburg für die großzügige Unterstützung.

Was sagt uns heute der stets unruhige Geist Anton Faistauers, in seinem ständigen Drängen und Suchen nach dem „Ewigen“ im künstlerischen Weltbild? Lassen wir dazu Felix Albrecht Harta in einem Zeitungsartikel zum 50. Geburtstag seines damals sieben Jahre zuvor verstorbenen Malerkollegen und Freundes Anton Faistauer sprechen: „Möge sein Leben und sein Werk all denen, die heute den dornenvollen Weg der Kunst zu gehen sich vornehmen, ein leuchtendes Vorbild sein, mögen sie an seinem Ernst, an seinem kämpferischen Wollen sich stärken. Dann brauchen wir um Österreichs Kunst keine Sorge zu tragen.“ Seine Worte haben heute noch Gültigkeit.

Erich Marx

  Junger Mann mit Strohhut (Maler Heinrich de Arnoldi), Öl auf Lw.,
1929,  Privatbesitz

  Stillleben mit Geige und Buch, Öl auf Lw, Privatbesitz


Die Mutter der Schmerzen unter
dem Kreuz (Entwurf für Glasfenster
in Vorkloster bei Bregenz),
Tusche, Kohle, Aquarell, Farbkreiden auf Packpapier, 1929, SMCA (Geschenk Gundl Degenhart-Krippel,
München)