|
|
Doppelakt, Öl auf Lw., 1913 Leihgabe
Prof. Leopold |
Anlässlich des 75. Todestages von Anton Faistauer zeigt das
Salzburger Museum Carolino Augusteum eine umfassende Retrospektive
über das Werk des aus Salzburg stammenden großen österreichischen
Malers.
Knapp 43-jährig
starb Anton Faistauer am 13. Februar 1930 in Wien nach einer
Magenoperation, die sein geschwächter Körper nicht mehr ertrug. In
zahlreichen europäischen Zeitungen und Zeitschriften erschienen zum
Tode Faistauers Nachrichten und Nachrufe auf den großen
österreichischen Maler. Schon zu Lebzeiten war Faistauer u.a. in
Wien, Salzburg, Innsbruck, Budapest, Prag, Brünn, München, Bamberg,
Ulm, Stuttgart, Düsseldorf, Duisburg, Köln, Dresden, Leipzig,
Bremen, Berlin, Köln, Brüssel, Den Haag, Amsterdam, Rotterdam,
Stockholm, Bern, Genf, Zürich, London, Paris und in den USA
ausgestellt worden. Auch nach seinem Tod wurde sein Werk in
zahlreichen repräsentativen Ausstellungen geehrt.
Faistauer, mit
Egon Schiele und Oskar Kokoschka einst einer der wichtigsten
Pioniere und heute ein Klassiker der modernen Malerei in Österreich,
rang im Unterschied zur traditionsfeindlichen Avantgarde stets um
den Anschluss an die große abendländische Maltradition. Für ihn war
insbesondere die französische Malkultur des 19. Jahrhunderts –
vor allem das Werk von Paul Cézanne – von
maßgeblicher Bedeutung. Mag sein, dass sein Beharren auf ein klares
und harmonisches Formbewusstsein und seine intensive Beschäftigung
mit religiösen Themen ihm später nicht die uneingeschränkte
Anerkennung der internationalen Kunstwelt beschert hat. So bedeutend
seine Erfolge mit den Freskenzyklen in
der Morzger Kirche und im Salzburger Festspielhaus auch waren und
ihn weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt gemacht hatten,
so trugen sie letztendlich doch dazu bei, Anton Faistauer in
gewissem Maße zu „regionalisieren“.
Tatsächlich hat Faistauer für Salzburg in
vielfacher Hinsicht sehr große Bedeutung. Ganz abgesehen davon, dass
er im Land geboren wurde und er im Laufe seines relativ kurzen
Lebens, das ihn rastlos immer wieder an verschiedene Orte trieb,
häufig in seine engere Pinzgauer Heimat und in die Stadt Salzburg
zurückkehrte, setzte er hier deutliche kulturpolitische Akzente. Er
engagierte sich für eine Demokratisierung und Erneuerung des
Ausstellungsbetriebes im Salzburger Künstlerhaus, beteiligte sich an
den Aktivitäten der Salzburger Künstlergruppe „Der Wassermann“,
verkündete in seinem programmatischen Vortrag im Mai 1919 im
Mozarteum eine Reihe von reformerischen und kunsterzieherischen
Ideen, die schließlich darin gipfelten, dass er für Salzburg nicht
nur eine Landesgalerie, sondern auch die Etablierung einer modernen
Malerakademie forderte. Manches davon wurde – wenn auch mit
Verspätung – tatsächlich realisiert.
Das
Salzburger Museum Carolino Augusteum hat dank der Initiative von
Franz Fuhrmann schon vor mehreren Jahrzehnten begonnen, sich mit
Leben und Werk Anton Faistauers intensiv auseinander zu setzen und
Objekte zu sammeln, eine Tätigkeit, die von Albin Rohrmoser
fortgesetzt wurde und bis in die Gegenwart andauert. So befinden
sich heute nicht nur umfangreiche Korrespondenzen, Fotos, Notiz- und
Skizzenbücher sowie Malutensilien Faistauers im SMCA, sondern auch
27 Gemälde und 51 Arbeiten auf Papier. Diese bilden den
Grundstock für die große Sonderausstellung aus Anlass des 75.
Todestages Faistauers mit insgesamt mehr als 100 Ölbildern sowie
zahlreichen Zeichnungen und Aquarellen im SMCA. Sie ist damit wohl
die bisher umfangreichste Retrospektive seines Schaffens und
zeichnet sich dadurch besonders aus, dass über die Hälfte der
gezeigten Werke noch nie im Rahmen einer Ausstellung zu sehen waren.
Bei vielen von ihnen handelt es sich überhaupt um Neuentdeckungen.
Diese exklusive Auswahl konnte dank 48 privater Leihgeber, sechs
Museen und fünf Institutionen zustande gebracht werden. Ihnen sei
sehr herzlich gedankt.
Wichtig
erschien es aber auch – trotz der grundlegenden und noch immer
gültigen Arbeit von Franz Fuhrmann zur Biografie Faistauers – zur
Ausstellung verschiedenste neue Aspekte zum Leben und Wirken des
Malers wissenschaftlich zu durchleuchten. Diese Aufgabe hat in
dankenswerter Weise Nikolaus Schaffer übernommen, der gemeinsam mit
Norbert Mayr und Alexander Lassnig eine wirklich repräsentative
Publikation über Anton Faistauer geschaffen hat. Umfang und
Komplexität des Werks stellten besondere Anforderungen an den
Buchgestalter und Lektor Peter Laub, die er mit Bravour erledigte.
Fotograf Rupert Poschacher erfüllte die vielfältigen Fotoarbeiten
wie immer mit großer Präzision. Aufrichtiger Dank gilt auch der
Generali-Gruppe und deren Regionaldirektor Siegfried Käfer in
Salzburg für die großzügige Unterstützung.
Was sagt
uns heute der stets unruhige Geist Anton Faistauers, in seinem
ständigen Drängen und Suchen nach dem „Ewigen“ im künstlerischen
Weltbild? Lassen wir dazu Felix Albrecht Harta in einem
Zeitungsartikel zum 50. Geburtstag seines damals sieben Jahre zuvor
verstorbenen Malerkollegen und Freundes Anton Faistauer sprechen:
„Möge sein Leben und sein Werk all denen, die heute den dornenvollen
Weg der Kunst zu gehen sich vornehmen, ein leuchtendes Vorbild sein,
mögen sie an seinem Ernst, an seinem kämpferischen Wollen sich
stärken. Dann brauchen wir um Österreichs Kunst keine Sorge zu
tragen.“ Seine Worte haben heute noch Gültigkeit.
Erich Marx |
Junger Mann mit Strohhut
(Maler Heinrich de Arnoldi), Öl auf Lw., 1929, Privatbesitz
Stillleben mit Geige und Buch, Öl auf Lw, Privatbesitz
Die Mutter der Schmerzen unter dem
Kreuz (Entwurf für Glasfenster in Vorkloster bei Bregenz),
Tusche, Kohle, Aquarell, Farbkreiden auf Packpapier, 1929, SMCA
(Geschenk Gundl Degenhart-Krippel, München)
|