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Anlässlich
des Jubiläums "60 Jahre Zweite Republik" und "50 Jahre
Staatsvertrag" in Österreich zeigt das Salzburger Museum Carolino
Augusteum vom 15. Mai bis 25. September 2005 eine Ausstellung zum
Thema "Als der Westen golden wurde. Salzburg 1945-1955 in
US-amerikanischen Fotografien".
Im
umfangreichen, bisher nicht veröffentlichten Bildmaterial dieser
Präsentation wird die amerikanische Besatzungszeit im Land Salzburg
aus dem Blickwinkel der US-Militärregierung eindrucksvoll vor Augen
geführt.
Die
Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: Gezeigt werden Fotografien,
die sich in den "National Archives" in Washington befinden. Sie hat
das Salzburger Landesarchiv im Frühjahr 2004 gesichtet und
dupliziert. Diese werden privaten Fotografien des amerikanischen
Besatzungssoldaten Dominick Del Giudice gegenübergestellt, die dem
Salzburger Museum Carolino Augusteum im Jahr 2000 überlassen
wurden.
Während
die Bilder aus Washington das militärische Alltagsleben der Besatzer
in Salzburg dokumentieren, spiegeln die Motive Del Giudices -
Stadtansichten, Brauchtums- und Sportveranstaltungen, bäuerliches
Leben etc. - das private Interesse eines Amerikaners an Salzburg
wider. Del Giudices Fotografien sind nicht nur von dokumentarischem,
sondern auch von künstlerischem Wert. Die Fotoausstellung wird durch
Originalgegenstände aus der amerikanischen Besatzungszeit
ergänzt.
Als
Begleitband zur Ausstellung erscheint beim Böhlau Verlag Wien ein
aufwändig gestalteter Bildband mit ca. 380 Aufnahmen aus der Zeit
zwischen 1945 und 1955.
US-Fotos aus den National Archives
Washington
Seit
1996 bemüht sich das Salzburger Landesarchiv um die Reproduktion
ausgewählter Besatzungsakten der amerikanischen Militärregierung,
die sich heute in den National Archives in Washington, DC/College
Park, MD, befinden, und stellt diese zeitgeschichtlichen Unterlagen
in Form von Mikrofilmen der wissenschaftlichen Forschung in
Österreich zur Verfügung. Das Archiv hat im Rahmen dieses Projektes
als Vorbereitung zum Gedenkjahr 2005 umfangreiches Bildmaterial in
Washington gesichtet und ca. 1.200 Aufnahmen dupliziert. Die von
1945 bis 1955 in Salzburg angefertigten Aufnahmen dienten der
amerikanischen Besatzungsmacht als bildliche Berichterstattung über
ihren Einsatz. Mit der Durchführung dieser Aufgabe war die
"Information Service Branch" (ISB) betraut, diejenige Abteilung der
amerikanischen Militärregierung, die in Österreich die Verbreitung
der US-Propaganda und somit auch des "American Way-of-Life"
forcierte.
Für
Ausstellung und Fotoband wurde aus diesem umfangreichen Bildbestand
eine repräsentative Auswahl von Dokumentarfotos getroffen. Der
zeitliche Rahmen spannt sich von den letzten Kriegstagen bis zum
Abzug der Truppen aus Salzburg und dem Hissen der österreichischen
Nationalflagge. Die ältesten Aufnahmen zeigen den Bombenhagel auf
die Stadt Salzburg und die dadurch verursachten Zerstörungen, die
sich besonders eindrucksvoll in den verwüsteten Bahnanlagen
manifestieren. Gefangennahme von NS-Granden, wie Hermann Göring,
aber auch von Wehrmachtssoldaten, deren Entwaffnung und Internierung
gehören ebenfalls zum Thema "Kriegsende und Einmarsch" wie die im
Gelände zurückgelassenen deutschen Kriegsrelikte. Einen Glücksfall
stellen die Wiederauffindung der von den Nazis verschleppten Gemälde
aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien und die Sicherstellung des
Reliquiars der Hand des hl. Stefan von Ungarn dar.
Einblicke in die amerikanische Militärorganisation geben
Fotografien sowohl von den Kommandierenden Generälen Mark W. Clark,
Harry Collins, Geoffrey Keyes und William H. Arnold als auch von den
Kasernen in Salzburg, die von den amerikanischen Truppen als
Militärstützpunkt genutzt wurden. Anlagen - wie Camp Truscott in
Glasenbach, Camp Riedenburg in Salzburg und jene von Saalfelden und
St. Johann i. Pg. - waren beschlagnahmt und adaptiert worden,
währenddessen der Bau von Camp Roeder - der heutigen
Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim - ein aufwändiges Projekt
der Besatzungsmacht selbst war. Zu den Aufgaben der Militärregierung
gehörte auch die Gerichtsbarkeit, die über Verbrechen gegen
amerikanische Soldaten zu befinden hatte.
Nicht
wenige Aufnahmen zeigen militärische Aufmärsche und Graduierungen
von US-Soldaten. Der Residenzplatz und der Flugplatz in Salzburg
gehörten zu den beliebtesten Orten, an denen sie ihr großes
militärisches Aufgebot der Salzburger Bevölkerung vor Augen führten.
Neben diesen für die Öffentlichkeit bestimmten Machtdemonstrationen
wurden jedoch auch militärinterne Angelegenheiten wie Übungen,
Alpinausbildung und Manöver fotografisch dokumentiert.
Groß war
der Anteil der Amerikaner am sozialen und wirtschaftlichen
Wiederaufbau Salzburgs; Marshallplan, CARE-Paket, Kinderausspeisung
und Flüchtlingsbetreuung sind nur einige Schlagworte. Ein Anliegen
war die Ausbildung der Bevölkerung im Bereich der Land- und
Forstwirtschaft und die Errichtung von Jugend- und
Bildungseinrichtungen, die den Österreichern die amerikanische
Kultur näher bringen sollten. Coca Cola, Jeans und Jazz wurden in
Österreich beliebt.
Der im
Schloss Kleßheim bei Salzburg betriebene Soldatensender "Blue Danube
Network" wurde nicht nur von den Besatzungssoldaten gehört, auch
Einheimische durften an den amerikanischen Musik- und
Informationssendungen teilhaben. Als Vorläufer des heutigen ORF gilt
der von den Amerikanern in Salzburg eingerichtete und in deutscher
Sprache ausstrahlende Radiosender "Rot-Weiß-Rot". Durch den Einsatz
der amerikanischen Militärregierung konnten im übrigen auch die
Salzburger Festspiele im Sommer 1945 ohne kriegsbedingte
Unterbrechung ihre Aufführungstätigkeit fortsetzen.
Die
Fotodokumentation der ISB beschränkte sich jedoch nicht nur auf den
militärischen, sozialen und kulturellen sowie wirtschaftlichen
Alltag, sondern erstreckte sich auch auf den privaten Alltag der
US-Soldaten. Einblicke in Familienleben, Wohnverhältnisse,
Freizeitbeschäftigung und amerikanische Clubs runden das Bild ab.
Private
Fotos des Besatzungssoldaten Dominick del Giudice
Der
zweite Teil der Dokumentation "Als der Westen golden wurde" bringt
Aufnahmen des 1915 in New York geborenen Fotografen Dominick del
Giudice, der im Mai 1945 mit den amerikanischen Besatzungstruppen
nach Salzburg kam. Bis zum Ende seines Dienstes in der Mozartstadt
im Jahr 1955 fertigte er als Privatmann rund 8.000
Schwarz-Weiß-Negative, Dias und Postkarten an. Die Faszination, die
die historische Kleinstadt Salzburg auf den Großstädter ausübte,
schlägt sich in der Motivwahl Del Giudices nieder. Ansichten der
Stadt Salzburg, die aber nicht dem üblichen Postkarten-Klischee
entsprechen, hielt er ebenso in seinen Fotografien fest wie Szenen
aus Brauchtums- und Sportveranstaltungen. Auch das bäuerliche Leben
und die Gebirgslandschaft Salzburgs fanden seine fotografische
Aufmerksamkeit. Einen nicht unbeträchtlichen Teil machen Aufnahmen
von Salzburger Künstlern - wie Josef Magnus und Kay Krasnitzky -
aus, mit denen er freundschaftlich verbunden war.
Das
Salzburg betreffende Fotomaterial wurde aus dem Nachlass Del
Giudices von der Nichte seiner Gattin, Frau Dipl.-Ing. Charlotte
Kühl, dem Salzburger Museum Carolino Augusteum im Jahr 2000
dankenswerterweise zum Geschenk gemacht. Die Aufnahmen stellen nun
im Fotoarchiv des Museums weitere wichtige Quellen zur
Besatzungszeit im Westen Österreichs dar, auf Grund ihrer Ästhetik
sind sie aber auch als eigenständige fotografische Kunstwerke zu
werten.
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Fotos Salzburger Landesarchiv
 Bombenschäden
am Salzburger Bahnhof, 1945
 Ein amerikanischer Transporter bringt zu
Weihnachten Salzburger Wohlfahrtseinrichtungen Nahrungsmittel,
1953
 "Österreich
ist frei!" - Die österreichische Fahne wird am 14. Oktober 1955 in
der Schwarzenbergkaserne gehisst
Fotos Dominick del Giudice
(SMCA)
 Judengasse
in Salzburg, 1952
 Ein Müller in St. Gilgen
 Zuschauertribüne während eines Gastspiels der
Spanischen Hofreitschule in Salzburg, 1953
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