Die Rainbow Division wird
auf dem Salzburger
Residenzplatz geehrt,
14. Juli 1945
(Foto: Salzburger Landesarchiv)

"Als der Westen golden wurde"
Salzburg 1945-1955
in US-amerikanischen Fotografien

Sonderausstellung im SMCA-Haupthaus
in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Landesarchiv

14. Mai bis 25. September 2005


Begleitband zur Ausstellung:
€ 29.90

Anlässlich des Jubiläums "60 Jahre Zweite Republik" und "50 Jahre Staatsvertrag" in Österreich zeigt das Salzburger Museum Carolino Augusteum vom 15. Mai bis 25. September 2005 eine Ausstellung zum Thema "Als der Westen golden wurde. Salzburg 1945-1955 in US-amerikanischen Fotografien".

Im umfangreichen, bisher nicht veröffentlichten Bildmaterial dieser Präsentation wird die amerikanische Besatzungszeit im Land Salzburg aus dem Blickwinkel der US-Militärregierung eindrucksvoll vor Augen geführt.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: Gezeigt werden Fotografien, die sich in den "National Archives" in Washington befinden. Sie hat das Salzburger Landesarchiv im Frühjahr 2004 gesichtet und dupliziert. Diese werden privaten Fotografien des amerikanischen Besatzungssoldaten Dominick Del Giudice gegenübergestellt, die dem Salzburger Museum Carolino Augusteum im Jahr 2000 überlassen wurden.

Während die Bilder aus Washington das militärische Alltagsleben der Besatzer in Salzburg dokumentieren, spiegeln die Motive Del Giudices - Stadtansichten, Brauchtums- und Sportveranstaltungen, bäuerliches Leben etc. - das private Interesse eines Amerikaners an Salzburg wider. Del Giudices Fotografien sind nicht nur von dokumentarischem, sondern auch von künstlerischem Wert. Die Fotoausstellung wird durch Originalgegenstände aus der amerikanischen Besatzungszeit ergänzt.

Als Begleitband zur Ausstellung erscheint beim Böhlau Verlag Wien ein aufwändig gestalteter Bildband mit ca. 380 Aufnahmen aus der Zeit zwischen 1945 und 1955. 

US-Fotos aus den National Archives Washington

Seit 1996 bemüht sich das Salzburger Landesarchiv um die Reproduktion ausgewählter Besatzungsakten der amerikanischen Militärregierung, die sich heute in den National Archives in Washington, DC/College Park, MD, befinden, und stellt diese zeitgeschichtlichen Unterlagen in Form von Mikrofilmen der wissenschaftlichen Forschung in Österreich zur Verfügung. Das Archiv hat im Rahmen dieses Projektes als Vorbereitung zum Gedenkjahr 2005 umfangreiches Bildmaterial in Washington gesichtet und ca. 1.200 Aufnahmen dupliziert. Die von 1945 bis 1955 in Salzburg angefertigten Aufnahmen dienten der amerikanischen Besatzungsmacht als bildliche Berichterstattung über ihren Einsatz. Mit der Durchführung dieser Aufgabe war die "Information Service Branch" (ISB) betraut, diejenige Abteilung der amerikanischen Militärregierung, die in Österreich die Verbreitung der US-Propaganda und somit auch des "American Way-of-Life" forcierte.

Für Ausstellung und Fotoband wurde aus diesem umfangreichen Bildbestand eine repräsentative Auswahl von Dokumentarfotos getroffen. Der zeitliche Rahmen spannt sich von den letzten Kriegstagen bis zum Abzug der Truppen aus Salzburg und dem Hissen der österreichischen Nationalflagge. Die ältesten Aufnahmen zeigen den Bombenhagel auf die Stadt Salzburg und die dadurch verursachten Zerstörungen, die sich besonders eindrucksvoll in den verwüsteten Bahnanlagen manifestieren. Gefangennahme von NS-Granden, wie Hermann Göring, aber auch von Wehrmachtssoldaten, deren Entwaffnung und Internierung gehören ebenfalls zum Thema "Kriegsende und Einmarsch" wie die im Gelände zurückgelassenen deutschen Kriegsrelikte. Einen Glücksfall stellen die Wiederauffindung der von den Nazis verschleppten Gemälde aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien und die Sicherstellung des Reliquiars der Hand des hl. Stefan von Ungarn dar.

Einblicke in die amerikanische Militärorganisation geben Fotografien sowohl von den Kommandierenden Generälen Mark W. Clark, Harry Collins, Geoffrey Keyes und William H. Arnold als auch von den Kasernen in Salzburg, die von den amerikanischen Truppen als Militärstützpunkt genutzt wurden. Anlagen - wie Camp Truscott in Glasenbach, Camp Riedenburg in Salzburg und jene von Saalfelden und St. Johann i. Pg. - waren beschlagnahmt und adaptiert worden, währenddessen der Bau von Camp Roeder - der heutigen Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim - ein aufwändiges Projekt der Besatzungsmacht selbst war. Zu den Aufgaben der Militärregierung gehörte auch die Gerichtsbarkeit, die über Verbrechen gegen amerikanische Soldaten zu befinden hatte.

Nicht wenige Aufnahmen zeigen militärische Aufmärsche und Graduierungen von US-Soldaten. Der Residenzplatz und der Flugplatz in Salzburg gehörten zu den beliebtesten Orten, an denen sie ihr großes militärisches Aufgebot der Salzburger Bevölkerung vor Augen führten. Neben diesen für die Öffentlichkeit bestimmten Machtdemonstrationen wurden jedoch auch militärinterne Angelegenheiten wie Übungen, Alpinausbildung und Manöver fotografisch dokumentiert.

Groß war der Anteil der Amerikaner am sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbau Salzburgs; Marshallplan, CARE-Paket, Kinderausspeisung und Flüchtlingsbetreuung sind nur einige Schlagworte. Ein Anliegen war die Ausbildung der Bevölkerung im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und die Errichtung von Jugend- und Bildungseinrichtungen, die den Österreichern die amerikanische Kultur näher bringen sollten. Coca Cola, Jeans und Jazz wurden in Österreich beliebt.

Der im Schloss Kleßheim bei Salzburg betriebene Soldatensender "Blue Danube Network" wurde nicht nur von den Besatzungssoldaten gehört, auch Einheimische durften an den amerikanischen Musik- und Informationssendungen teilhaben. Als Vorläufer des heutigen ORF gilt der von den Amerikanern in Salzburg eingerichtete und in deutscher Sprache ausstrahlende Radiosender "Rot-Weiß-Rot". Durch den Einsatz der amerikanischen Militärregierung konnten im übrigen auch die Salzburger Festspiele im Sommer 1945 ohne kriegsbedingte Unterbrechung ihre Aufführungstätigkeit fortsetzen.

Die Fotodokumentation der ISB beschränkte sich jedoch nicht nur auf den militärischen, sozialen und kulturellen sowie wirtschaftlichen Alltag, sondern erstreckte sich auch auf den privaten Alltag der US-Soldaten. Einblicke in Familienleben, Wohnverhältnisse, Freizeitbeschäftigung und amerikanische Clubs runden das Bild ab.

Private Fotos des Besatzungssoldaten Dominick del Giudice

Der zweite Teil der Dokumentation "Als der Westen golden wurde" bringt Aufnahmen des 1915 in New York geborenen Fotografen Dominick del Giudice, der im Mai 1945 mit den amerikanischen Besatzungstruppen nach Salzburg kam. Bis zum Ende seines Dienstes in der Mozartstadt im Jahr 1955 fertigte er als Privatmann rund 8.000 Schwarz-Weiß-Negative, Dias und Postkarten an. Die Faszination, die die historische Kleinstadt Salzburg auf den Großstädter ausübte, schlägt sich in der Motivwahl Del Giudices nieder. Ansichten der Stadt Salzburg, die aber nicht dem üblichen Postkarten-Klischee entsprechen, hielt er ebenso in seinen Fotografien fest wie Szenen aus Brauchtums- und Sportveranstaltungen. Auch das bäuerliche Leben und die Gebirgslandschaft Salzburgs fanden seine fotografische Aufmerksamkeit. Einen nicht unbeträchtlichen Teil machen Aufnahmen von Salzburger Künstlern - wie Josef Magnus und Kay Krasnitzky - aus, mit denen er freundschaftlich verbunden war.

Das Salzburg betreffende Fotomaterial wurde aus dem Nachlass Del Giudices von der Nichte seiner Gattin, Frau Dipl.-Ing. Charlotte Kühl, dem Salzburger Museum Carolino Augusteum im Jahr 2000 dankenswerterweise zum Geschenk gemacht. Die Aufnahmen stellen nun im Fotoarchiv des Museums weitere wichtige Quellen zur Besatzungszeit im Westen Österreichs dar, auf Grund ihrer Ästhetik sind sie aber auch als eigenständige fotografische Kunstwerke zu werten.

Fotos Salzburger Landesarchiv


Bombenschäden am Salzburger Bahnhof, 1945


Ein amerikanischer Transporter bringt zu Weihnachten Salzburger Wohlfahrtseinrichtungen Nahrungsmittel, 1953


"Österreich ist frei!" - Die österreichische Fahne wird am 14. Oktober 1955 in der Schwarzenbergkaserne gehisst

Fotos Dominick del Giudice (SMCA)


Judengasse in Salzburg, 1952


Ein Müller in St. Gilgen


Zuschauertribüne während eines Gastspiels der Spanischen Hofreitschule in Salzburg, 1953