Juden in Salzburg
Geschichte - Kultur - Schicksale

Sonderausstellung im SMCA-Haupthaus
vom 26. 7. 2002 bis 12. 1. 2003 

 

Katalog: € 19,80

Der historische Bogen dieser bewegenden Sonderausstellung spannt sich vom Mittelalter bis in die Gegenwart. 

Die Ansiedlung von Juden seit dem 10. Jahrhundert erfolgte zumeist an den wichtigen Handelswegen entlang der Donau der Alpenpässe. Mit der Entstehung der Städte übersiedelten die Bewohner der Judendörfer meist in die neuen Zentren. Jüdische Zentren sind in der Stadt Salzburg und in den salzburgischen Städten Hallein, Mühldorf, Friesach und Pettau nachweisbar.

Die Salzburger Erzbischöfe wickelten mit Juden Handels- und Geldgeschäfte ab. So lieh sich etwa Erzbischof Konrad IV. einen Gutteil der Kaufsumme für das Gasteiner Tal von jüdischen Bankiers.
Juden mussten schon im Spätmittelalter mit besonderen Vorschriften leben und Diskriminierungen ertragen. Für Männer der Spitzhut vorgeschrieben, für Frauen das Tragen einer Schelle an der Kleidung. Juden waren zur Zahlung von Sonderzinse an den Landesherren verpflichtet und durften das Land ohne seine Erlaubnis nicht verlassen.
Judenverfolgungen in Salzburg sind seit dem 14. Jahrhundert bekannt, 1404 wurde in der Stadt Salzburg ein Großteil grausam verbrannt. Anlass war ein angebliche Hostienschändung in der Müllner Kirche.

Erzbischof Leonhard von Keutschach verfügte 1498 auf Druck der Landstände schließlich die Landesverweisung für alle Juden, die sich fortan in Salzburg nicht mehr niederlassen durften. Erst mit dem Staatsgrundgesetz von 1867 erfolgte die Aufhebung aller Diskriminierungen.

Im späteren 19. Jahrhundert zogen jüdische Familien nach Salzburg und waren in verschiedensten Berufen - vom Militär bis zum Kaufmann - tätig und vielfach in das gesellschaftliche Leben des liberalen Bürgertums integriert. Ein jüdischer Friedhof konnte in Aigen und die Synagoge an der Lasserstrasse errichtet werden (1901). Jüdische Soldaten wurden für ihre Tapferkeit im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet.

Schon Ende des 19. Jahrhundert wuchs allerdings der Antisemitismus, mehrere Vereine führten den "Arierparagraphen" ein und schlosen jüdische Mitglieder aus. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wuchs der radikale Antisemitismus, Zeitschriften und Flugblätter mit Hetztiraden kursierten auch in Salzburg. Trotzdem zogen viele jüdische Familien, vor allem aus Wien zur Sommerfrische nach Salzburg, vor allem nach St. Gilgen und Badgastein. Einen besonderen Anziehungspunkt bildeten die Salzburger Festspiele, bei denen eine Reihe von prominenten jüdischen Künstlern mitwirkten.

Nach der NS-Machtübernahme 1938 wurden die männlichen Juden verhaftet, ab November 1938 mussten sie Salzburg verlassen, das jüdische Vermögen wurde "arisiert", nur geringfügige Ablösen bezahlt. In der Ausstellung ist der "Arisierungsakt Schwarz" als Beispiel für die brutale Vorgangsweise der nationalsozialistischen Bürokratie einzusehen. Glücklicher Weise konnten die meisten Salzburger Juden rechtzeitig fliehen.

Im Exil mussten sich die Geflohenen neue Existenzen aufbauen, zumeist in England, den USA oder Palästina. Gezeigt werden in der Ausstellung einige Emigrationsschicksale an Hand von Fotos, Dokumenten und persönlichen Gegenständen sowie Interviews mit ehemaligen SalzburgerInnen.

Nach Kriegsende verschlug es zahlreiche Juden, die aus Konzentrationslagern befreit wurden oder aus dem Osten neuerlich flüchten mussten, nach Salzburg. Die meisten lebten hier in Lagern, viele versuchten über die grüne Grenze des Krimmler Tauern und über Italien nach Palästina zu gelagen, andere fanden ihre neue Heimat in den USA. In den 1950er Jahren schmolz die jüdische Bevölkerung in Salzburg auf eine sehr geringe Zahl. Trotzdem konnte die 1938 zerstörte Synagoge wieder aufgebaut werden. Die Kultusgemeinde blieb aber zahlenmäßig sehr klein.

Die Ausstellung gibt auch Einblick in jüdische Religion und Festkultur des Jahreskreislaufes. Die Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum in Wien macht die Ausstellung wertvoller religiöser Exponate möglich. Weitere Ausstellungsobjekte wurden vom Salzburger Landesarchiv, vom Archiv der Stadt Salzburg, der Bibliothek St. Peter, der Museum Friesach und privaten Leihgebern zur Verfügung gestellt.

Zur Ausstellung ist ein von Helga Embacher herausgegebenes Begleitbuch im Verlag Pustet Salzburg/München erschienen (Preis: € 19.80).


 



In Zusammenarbeit mit:


Jüdisches Museum
der Stadt Wien



Historisches Institut der Universität Salzburg

 


Religiöse Objekte
(Leihgaben des JMW)


Collage antisemitischer Hetzschriften


Arisierungsakten


Ausgestellter Arisierungsakt über
die Beschlagnahme des Kaufhauses Schwarz 1938 (Leihgabe SLA)


Weiße Flecken versinnbildlichen
die Leere in der jüdischen
Gemeinde Salzburgs nach 1945


Die Koffer als Videowand symbolisieren Flucht, Vertreibung, Exil


Mittelalterliche Synagoge (li.vorne) und Judengasse


Jüdische Soldaten wurden im Ersten Weltkrieg vielfach ausgezeichnet


Antisemitische Hetzschrift der 1920er Jahre


Rabbiner Margules mit Gattin

    
Kaufmann Schwarz  Rabbinertöchter


Familie Pasch


Auf dem Weg über den Krimmler Tauern in die neue Heimat Palästina 1946