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Carl Mayr in
sommerlicher Leinen-Tracht |
Carl Mayr, dem
Erfinder der Leinen-Trachtenkleidung, die beim Salzburger
Festspielpublikum zum absoluten
Hit der 1920er
und 1930er Jahre wurde und seinem Bruder Richard
Mayr, dem weltberühmten Sänger, ist heuer eine
erste Ausstellung im Volkskundemuseum des SMCA gewidmet.
Carl
Mayr
(1875-1942) war vielseitig in
seinen Interessen. Er befasste sich mit Architektur und
Gartenplanung, liebte das Bergsteigen, Blumenarrangements,
Gesang und Dichtung und beschäftigte sich mit Tracht und
Kleidung, Malerei, Stoffcollagen und vor allem der Stickerei -
und erfüllte zwischenzeitlich noch die Rolle des Bräuwirtes in
Henndorf in einer, für alle die ihn damals kannten -
unvergesslichen Form.
Entgegen der Ernsthaftigkeit
städtischer Trachtenvereine ging es ihm um eine "elegant
stilisierte Spielart der einheimischen Tracht", die in der
ländlichen Sommerfrische mit ihrer Freude an der Kostümierung,
wie er sie bei "Onkel Kaspar", dem Bräuwirt in Henndorf,
miterlebt hatte, ihren Ursprung hatte. Er orientierte sich an
traditionell Vorgefundenem, das er in der Folge kreativ
umsetzte. So verlieh er Althergebrachtem neue Werte, indem er
Details umsetzte und effektvoll auf der Kleidung postierte:
was früher als etwas Nützliches, aber Unauffälliges in
Verwendung stand - das Leinen - machte er zum Trachtendesign,
zierte es effektvoll mit den alten silbernen Bauernknöpfen
oder kombiniertes es mit seinen berühmten gestickten Einsätzen
am Ausschnitt als Brustlatz oder in der Taille als Gürtel. Die
Motive empfand er dabei den historischen Federkielbestickten
Bauchfatschen und Blattlranzen des 18. und 19. Jahrhunderts
nach.
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Richard Mayr im Kostüm als "Ochs von
Lerchenau", Zeichnung von Engelhart, 1930 |
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War Carl Mayr der Feinsinnige, immer
leicht über dem Boden schwebende, so war Richard Mayr
fest mit beiden Beinen auf der Erde verhaftet. Schon
mit 25 Jahren debütierte er an der Wiener Staatsoper und wurde
in den zwanziger Jahren auch zum Star der Salzburger
Festspiele, insbesondere in seiner Paraderolle als "Ochs von
Lerchenau" in Richard Strauss' "Rosenkavalier".
Als Henndorfer pflegte er die
Kontakte zur ländlichen Bevölkerung, als weltberühmter
Opernsänger zog er während des Festspielsommers die Prominenz
nach Henndorf. Tracht zu tragen bedeutete für ihn keine
Verkleidung, sondern Lebensgefühl. Ob er nun sang oder mit dem
Pferdewagen vorfuhr - alles, was er tat war von einer
Selbstverständlichkeit getragen, die bei ihm unbedingt echt
wirkte. Richard Mayr war prädestiniert dafür, die
Zielsetzung der Initiatoren der Festspiele zu verkörpern, die
hohe Kunst mit der "Volkstümlichkeit", mit dem "typisch
Salzburgischen" zu verbinden. So wurde er auch zum Werbeträger
für die Salzburger Tracht. Er trug maßgeblich dazu bei, dass
die Besucher der Salzburger Festspiele es bald unerlässlich
fanden, sich nach ihrer Ankunft in Salzburg als Einheimische
zu "verkleiden", sich "auf salzburgisch" ausstatten zu lassen.
Wer auf sich hielt ging in den zwanziger und dreißiger Jahren
im Dirndl bzw. im Trachtenanzug durch die Stadt.
Richard Mayr ging bei Lanz aus und
ein, vermittelte Sepp Lanz Mayr'sches Trachten-Design vom
Bruder in Henndorf und verlieh im Gegenzuge Carl und seinem
Schaffen Weltöffentlichkeit. Die beiden Brüder ergänzten sich
in einer seltenen Symbiose: was Carl zwischen dem Interesse an
Bodenständigem und kreativem Umgang mit der Historie als
Entwürfe lieferte, wurde weitergetragen von Richard, in dem
sich Henndorfer Sommerfrischenatmosphäre mit Elitetourismus
rund um die Festspiele zu einer Lebensart paarte, die ihm den
Zugang zu beiden Welten öffnete, und ihn zu solchem Erfolg
führten. Richard Mayr starb 58jährig 1935 in Wien.
Die Ausstellung gibt erstmals
Einblick in das vielschichtige kunsthandwerkliche Schaffen von
Carl Mayr. Der Bogen der ausgestellten Werken spannt sich von
dem Monumentalwerk einer Tapisserie (250 x 205 cm), über
Stoffcollagen bis hin zu den Modellen für Damen - und
Herrentrachten, die heute genauso modern anmuten wie
seinerzeit und zeigt außerdem vielerlei Objekte aus dem
Nachlass von Richard Mayr.
Dr. Ernestine
Hutter |