Krieg und Erinnerung

  

"Zukunftsvision – August 1918.“, Alfred Kubin und Anton Faistauer auf einer Pinzgauer Alm in Gesellschaft einer Grille, Alfred Kubin (1877 – 1959), 1918, Tuschfeder auf Bütten, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 1313-2006
"Zukunftsvision – August 1918.“, Alfred Kubin und Anton Faistauer auf einer Pinzgauer Alm in Gesellschaft einer Grille, Alfred Kubin (1877 – 1959), 1918, Tuschfeder auf Bütten, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 1313-2006Klicken um Bild zu vergrößern
Aufruf zur Bildung einer Salzburger Volkswehr, gezeichnet von den Vorsitzenden der provisorischen Landesversammlung Johann Lackner, Max Ott und Robert Preußler, November 1918, Stadtarchiv Salzburg
Aufruf zur Bildung einer Salzburger Volkswehr, gezeichnet von den Vorsitzenden der provisorischen Landesversammlung Johann Lackner, Max Ott und Robert Preußler, November 1918, Stadtarchiv SalzburgKlicken um Bild zu vergrößern
Karl Rössing (Gmunden 1897 - 1987 Wels), Der alte Garde (Und wenn die Welt voll Teufel wär´), aus "Mein Vorurteil gegen diese Zeit", Holzstich, Museum der Moderne Salzburg
Karl Rössing (Gmunden 1897 - 1987 Wels), Der alte Garde (Und wenn die Welt voll Teufel wär´), aus "Mein Vorurteil gegen diese Zeit", Holzstich, Museum der Moderne SalzburgKlicken um Bild zu vergrößern
Postkarte: Anschluss, um 1918, Privatbesitz
Postkarte: Anschluss, um 1918, PrivatbesitzKlicken um Bild zu vergrößern

Krieg und Erinnerung
Je länger der Krieg dauerte und je komplexer sich die Lage entwickelte, umso schwieriger wurden Friedensbemühungen. Als es endlich Frieden gab, hielt die Freude nicht lange an. Die Bestimmungen in den Friedensverträgen von Versailles und St. Germain standen einer Stabilisierung der Verhältnisse in Europa und den Kolonien im Weg und lösten vor allem in Deutschland und Österreich-Ungarn heftige Reaktionen aus, die von politischen Gruppierungen instrumentalisiert wurden. 
  
Gedenkkultur
Der „Große Krieg“ ist in Großbritannien, Frankreich und anderen Staaten wie Kanada, Australien sowie Neuseeland stark verankert, während er in Deutschland und Österreich durch die NS-Zeit sowie den Zweiten Weltkrieg und in Italien vom Faschismus überlagert worden ist. Im deutschsprachigen Raum sind vor allem Kriegerdenkmäler präsent, die an die „Helden“ von 1914–1918 (und jene von 1939–1945) erinnern. Sie werden den Kriegserfahrungen der Soldaten des Ersten Weltkriegs meist nicht gerecht und verharmlosen gleichzeitig den Nationalsozialismus sowie den Zweiten Weltkrieg.
  
Endlich Frieden!
Russland schloss nach dem Revolutionsjahr 1917 einen Separatfrieden, damit endeten die Kämpfe an der Ostfront. An der Isonzofront war den deutschen und k.u.k.-Truppen im Herbst 1917 unter Einsatz von Giftgas zwar der Vorstoß Richtung Piave gelungen, doch wenige Monate später folgte der militärische Zusammenbruch. Mit dem am 3. November 1918 in Padua abgeschlossenen Waffenstillstand war der Krieg Österreich-Ungarns vorbei. Die deutsche Delegation unterzeichnete am 11. November in Compiègne bei Paris den Waffenstillstand und beendete damit endgültig den Ersten Weltkrieg. 
  
Der Weg zur Republik
Im Völkermanifest gestand Kaiser Karl, der Nachfolger des 1916 verstorbenen Kaisers Franz Joseph, im Oktober 1918 den habsburgischen Völkern, die gegen die Monarchie rebellierten, das Selbstbestimmungsrecht zu. Im November legte er seinen Anteil an den Staatsgeschäften zurück, dankte jedoch niemals offiziell ab. Am 30. Oktober erfolgte in Wien die Gründung der Republik Deutschösterreich, bis zum 12. November erklärten die neun Bundesländer den Beitritt zur Republik. Wenige Monate später konnten die Salzburgerinnen und Salzburger erstmals das allgemeine, gleiche und freie Wahlrecht ausüben. 
  
Friedensprojekte
Der Völkerbund sollte mit Hilfe des US-Präsidenten Woodrow Wilson für eine neue, friedliche Weltordnung sorgen, denn der Erste Weltkrieg hatte die (geo)politische, gesellschaftliche, soziale und ökonomische Weltlage unwiderruflich verändert und die Weichen für neue Konflikte gestellt. Doch der Einfluss des 1920 gegründeten Völkerbunds bei bewaffneten Konflikten blieb in der Zwischenkriegszeit leider gering. 
  
Salzburger Festspiele
Bereits im Kriegsjahr 1917 gab es Überlegungen, in Salzburg Festspiele zu veranstalten. Die erste Aufführung des Jedermann im August 1920 auf dem Domplatz gilt als eigentliche Geburtsstunde. In katholisch-barockem Verständnis sollte eine eigene österreichische Identität geschaffen sowie der völkerverbindende Gedanke gestärkt werden. Das Mitwirken internationaler Künstlerinnen und Künstler sowie ein internationales Publikum lösten in der Zwischenkriegszeit antisemitisch gefärbte Kritik an den Festspielen aus.
  
Sehnsucht nach Deutschland
Die Sehnsucht nach Deutschland war nach dem Ende der Monarchie nicht nur bei den Deutschnationalen groß. „Restösterreich“ und der Wiener Zentralregierung wurde misstraut. Im Mai 1921 hielt Salzburg eine Volksabstimmung über den Anschluss an Deutschland ab. 99 Prozent stimmten dafür, aufgrund des in den Friedensverträgen von 1919 enthaltenen Anschlussverbots hatte das Ergebnis aber keine Gültigkeit.
  
Entdemokratisierung und Nationalsozialismus
Der Erste Weltkrieg hatte die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Sozialen und politischen Sprengstoff beinhaltete die Situation der heimkehrenden traumatisierten Soldaten sowie der Kriegswitwen und -waisen. Der aufkommende Faschismus und Nationalsozialismus nährten sich aus der Unzufriedenheit über die Friedensverträge, die Gebietsverluste und aus der schlechten, durch den Krieg bedingten wirtschaftlichen Situation. Die Etablierung paramilitärischer Verbände in den 1920er Jahren führte zu einer neuerlichen Entdemokratisierung.
  
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