Kunstwerke aus der Skulpturensammlung

   

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Torso des Herakles, Typus Theseus Ludovisi
1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.
Marmor
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. Hm 93
1893 aus dem römischen Kunsthandel erworben

Der nackte Torso eines Mannes strotzt vor Kraft. Effektvoll sind die muskulöse Brust und die durchtrainierte Bauchpartie in Szene gesetzt. Die feinen Details wie der nahezu grafisch angegebene Bauchnabel und die präzise ausgearbeiteten Brustwarzen vollenden das Bild purer Männlichkeit. Das Fragment einer Keule auf der rechten Schulter gibt den Dargestellten als Herakles zu erkennen. Der berühmteste aller griechischen Helden ist das Sinnbild von Stärke, Mut und Tapferkeit. Mit diesen Eigenschaften gelingt es ihm, seine zwölf Taten, die er im Dienste des Königs Eurystheus vollbringen muss, zu bewältigen. Der an klassische Formen erinnernde Körper entspricht im Aufbau nicht der polykletischen Ponderation und verweist daher auf eine späthellenistische oder frühkaiserzeitliche Bilderfindung, die dem hadrianischen Werk zu Grunde liegt.

  

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Kauernde Aphrodite des Doidalses
Verkleinerte Nachbildung (vor 1782) nach dem Original in Florenz (1. Jh. n. Chr.)
Gips
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. ASN 1181
1782 aus dem Nachlass des Malers Anton Raphael Mengs erworben

Am Boden kauert eine nackte Frau, schaut etwas verschämt nach unten und versucht, mit den verschränkten Armen ihre Blöße zu bedecken. Es ist die Liebesgöttin Aphrodite, die sich hier als scheues Wesen dem Betrachter präsentiert. Obwohl sie ihre offensichtlichen Reize zu verbergen sucht, offenbaren der nur mit einem Armreif geschmückte makellose Körper und der bezaubernde Kopf mit der für sie typischen Frisur die Schönheit der Göttin.

Der Künstler des frühhellenistischen Originals wird fälschlicherweise mit Doidalses angegeben, was auf einer fehlerhaften Lesart einer Stelle des antiken Autors Plinius d. Ä. beruht. Die verkleinerte moderne Nachbildung in Gips geht auf die Marmorreplik in der Galleria degli Uffizi in Florenz zurück, welche zwischen 1780 und 1787 aus der Villa Medici in Rom dorthin verbracht worden ist. Die Gipsnachformung stammt aus der Sammlung des Malers Anton Raphael Mengs. 1782 erwarb der sächsische Hof 833 Gipsabgüsse aus dessen Nachlass für die Dresdner Kunstakademie.

  

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Statue einer Nymphe oder Heroine
2. Hälfte (?) 1. Jh. v. Chr.
Marmor
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. Hm 142
1728 aus der Sammlung Flavio Chigi in Rom erworben

Ein zierliches Naturwesen (Nymphe) oder eine Halbgöttin (griech. Heroine) lehnt in aufreizend entspannter Haltung an einem nicht ursprünglich zugehörigen Pfeiler. Ihr Unterkörper ist von einem Mantel bedeckt, ihr Oberkörper von einem sehr feinen und transparenten Untergewand umhüllt. Der hauchdünne Stoff lässt die weiblichen Formen der Göttin verführerisch durchscheinen. Bohrungen in den Ohrläppchen sowie Farbspuren am Mantel deuten an, dass sowohl schimmernde Accessoires aus Metall als auch farbige Bemalung die Kostbarkeit der kleinen Statue nicht nur erhöhen, sondern ihr geradezu Lebendigkeit verleihen sollten.

Der Bildentwurf für das liebreizende Wesen stammt aus der Zeit um 100 v. Chr., die Statue selbst ist wohl im 1. Jahrhundert v. Chr. gearbeitet worden.

  

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Porträtkopf eines alten Mannes
Ende 1. Jh. v. Chr.–Anfang 1. Jh. n. Chr.
Marmor
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. Hm 329
Zwischen 1723 und 1726 von Friedrich Wilhelm I. an August den Starken geschenkt. Wahrscheinlich zwischen 1696 und 1698 von Friedrich III. aus dem italienischen Kunsthandel erworben

Ganz eingefallen sind die Wangen in dem mit tiefen Falten durchfurchten Gesicht eines älteren Mannes. Deutlich nimmt man den Schädel unter der dünn gewordenen Haut wahr, erahnt die Ermüdung der tief liegenden Augen und glaubt, hinter den fest verschlossenen Lippen eine frühere Fülle und Sinnlichkeit erkennen zu können. Die mit eindringlicher Schärfe dargestellte Charakterisierung des Alters ist in seiner realistischen Ausdruckskraft meisterhaft wiedergegeben. Das veristische Altersporträt erfasst aber weder Hinfälligkeit noch Schwäche, sondern strahlt Widerstandsfähigkeit und asketische Härte aus – römische Tugenden, die charakteristisch für die Angehörigen des römischen Mittelstandes sind. Um ein solches Porträt augusteischer Zeit handelt es sich wohl auch bei dem Dargestellten. Am halbrunden Halsausschnitt ist zu erkennen, dass das Bildnis ursprünglich zum Einsetzen, vermutlich in eine Togastatue, gearbeitet worden ist.

  

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Bildnis des Kaisers Lucius Verus
160–180 n. Chr.
Marmor
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. Hm 387
Zwischen 1723 und 1726 von Friedrich Wilhelm I. an August den Starken geschenkt. Wahrscheinlich zwischen 1696 und 1698 von Friedrich III. aus Italien, möglicherweise als Teil der Sammlung Bellori, erworben

Lucius Verus war Adoptivbruder und seit 161 n. Chr. Mitregent des Kaisers Mark Aurel. Er kämpfte als Oberbefehlshaber gegen die Parther und nahm an den Kriegen in den Donauprovinzen teil; auf der Rückreise nach Rom im Jahr 169 n. Chr. starb er.

Kennzeichnend für sein Bildnis sind sein langer, nach unten spitz zulaufender Vollbart und das vielgelockte Haar über der niedrigen Stirn. Dieses sei blond gewesen und mit Goldstaub gepudert, um ihm mehr Glanz zu verleihen, wird in der Historia Augusta, einer spätantiken Sammlung von Biografien römischer Kaiser, von dem anonymen Verfasser berichtet. In den typischen Gestaltungsmerkmalen und physiognomischen Eigenheiten glaubten die antiken Autoren weit mehr als das reine Abbild zu entdecken, nämlich den Charakter des Mitkaisers. Im dichten Haar und wohlfrisierten Bart sahen sie deutliche Anzeichen für Lucius Verus’ Hang zur Eitelkeit und entdeckten in seinem Gesichtsausdruck die Neigung zu einer hedonistischen Lebensweise.

  

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Porträt der Messalina (?)
Frühe 40er Jahre des 1. Jh. n. Chr.
Marmor
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. Hm 358
Entweder zwischen 1723 und 1726 aus der Brandenburgischen Sammlung oder 1728 aus der Sammlung Flavio Chigi in Rom erworben

Das Bildnis einer jungen Frau mit Mauerkrone, um die zusätzlich ein Lorbeerkranz gewunden ist, sieht mit leicht gesenktem Kopf nach rechts. Die das unbedeckte Haupt schmückenden Attribute haben sowohl Bezug zur Schicksalsgöttin Tyche als auch zur Fruchtbarkeitsgöttin und Stadtbeschützerin Kybele; sie sind als Insignien für Wohlstand, Sicherheit und Wachstum zu verstehen. Die Gesichtszüge der Dargestellten, wie man sie von Münzbildern kennt, ähneln denen der Messalina.

Sie war die dritte Gemahlin des römischen Kaisers Claudius und wurde 48 n. Chr. ermordet. Die antiken Autoren zeichnen von ihr das wenig schmeichelhafte Bild einer berechnenden, kaltblütigen Nymphomanin. Die verfälschende Vorstellung einer grausamen Femme fatale bestimmte noch ihr Nachleben und blühte besonders in den Kunstgattungen des Fin de siècle wieder auf.

 

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Minerva. Allegorie des Krieges
Girolamo Campagna (1549–vor 1625)
Venezianisch, Ende 16. Jh.
Bronze
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. H4 154/20
1765 aus der Sammlung Heinrich von Brühl erworben

Die römische Göttin Minerva ist als Allegorie des Krieges dargestellt. Ihre elegante Gestalt scheint in der Bewaffnung energisch voranzuschreiten. Die hoheitsvolle Erscheinung in der wehrhaften Darstellung mit Helm und Lanze wurde vom Künstler mit einer zweiten Statuette, nämlich der Allegorie des Friedens – „Pax“ –, als Paar konzipiert, und beide waren zur gemeinsamen Aufstellung gedacht.

Heinrich von Brühl, aus dessen Nachlass die Bronzen in die Skulpturensammlung gelangten, war seit 1746 kurfürstlich-sächsischer Premierminister und hatte sich nach dem Vorbild König Augusts III., dem Sohn Augusts des Starken, eine private Kunstsammlung angelegt, die nach seinem Tod verkauft wurde und in der sich neben kostbaren Gemälden auch zahlreiche Bronzen befanden.

Der in Verona geborene Bildhauer Girolamo Campagna kam 1572 nach Venedig, wo er die längste Zeit seines Lebens verbrachte. Die beiden Dresdner Kleinbronzen gehen auf seine allegorischen Figuren über dem Portal zum Senatssaal in der Sala delle Quattro Porte des Dogenpalastes zurück.

  

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Porträt eines Römers
Italien, 17. Jh.
Bronzekopf auf barockem Bruststück aus farbigem Alabaster und anderen Steinen
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. H4 51/200
Um 1720/30 in Rom erworben

Zunächst als Germanicus, später als Drusus Caesar identifiziert, lässt sich der junge Römer durch seine Haartracht als Mitglied der julisch-claudischen Familie bestimmen.

Das Werk gehört in eine Reihe von aufwändig gearbeiteten Büsten mit Köpfen aus Bronze oder Marmor, die in den 1720er Jahren in Rom für die Dresdner Antikensammlung erworben wurden. Ihre Farbigkeit verleiht ihnen einen dekorativen Charakter. Die Pracht der Materialvielfalt wurde durch eine Aufstellung als Paar oder in Gruppen noch unterstrichen und diente der Zurschaustellung von Ruhm und Reichtum des Sammlers, in diesem Fall des sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen, Augusts des Starken.

Im Inventar der Skulpturensammlung von 1765 wurde das Werk als „antique“ bezeichnet, doch handelt es sich um eine Nachahmung des 17. Jahrhunderts. Das Kopieren und Imitieren antiker Kunst war fester Bestandteil des bildhauerischen Schaffens; die Büste ist ein besonders opulentes Beispiel für barocken Schöpfungsreichtum und handwerkliche Meisterleistung.

  

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Tiber
Französisch, 17. Jh.
Bronze
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. H4 153/2
1716 in Paris erworben

Personifikationen von Flüssen haben in der Bildhauerei eine lange Tradition. Am berühmtesten sind wohl die beiden antiken Marmorwerke im Pariser Louvre und in den Vatikanischen Museen in Rom: Zwei liegende männliche Aktfiguren reifen Alters stellen die beiden bedeutendsten Flüsse der antiken Welt, Nil und Tiber, dar; sie entstanden vermutlich im 1. Jahrhundert n. Chr.

Seit der Entdeckung dieser antiken Skulpturen im frühen 16. Jahrhundert wurden sie oft als Verkleinerungen in Bronze gegossen und fanden so in der Zeit des Barock eine europaweite Verbreitung, vor allem in Frankreich wurden sie besonders geschätzt und bewundert.

Die beiden hier ausgestellten Bronzen „Tiber“ und „Nil“ wurden wohl im frühen 18. Jahrhundert für August den Starken durch seinen Kunstagenten, Baron Raymond Leplat, in Paris erworben und waren zur paarweisen, dekorativen Aufstellung vorgesehen – zugleich galt es als chic, Bronzen nach antiken Vorbildern zu besitzen, was außerdem von der Kennerschaft des Monarchen zeugte.

  

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Nil
Französisch, 17. Jh.
Bronze
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. H4 155/46
1716 in Paris erworben

Die als Paar geschaffenen Flussgötter „Nil“ und „Tiber“ werden flankiert von Attributen, die es möglich machen, sie zu identifizieren: Der „Nil“ wird begleitet von einer Sphinx, neben der Personifikation des „Tibers“ liegt die Wölfin, die gerade dabei ist, die Zwillinge Romulus und Remus – die Gründer Roms – zu säugen. Zu ihren Seiten halten beide Flussgötter Füllhörner als Symbole der Fruchtbarkeit, die das Element Wasser mit sich bringt. Machtvoll und ruhig lagern die Gottheiten, sie sind Herrscher über die Fluten, kontrollieren jede gefährliche Strömung und jede Welle.

  

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Johann Joachim Winckelmann (1717–1768)
Ferdinand Pettrich (1798–1872)
1866
Marmor
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. ZV 4173
Aus Schloss Dahlen/Sachsen. Von Hanns-Heinrich Sahrer von Sahr von Schönberg 1996 der Skulpturensammlung geschenkt

Johann Joachim Winckelmann gilt als Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und Kunstgeschichte. Als er 1748 Bibliothekar auf Schloss Nöthnitz bei Dresden wurde, lernte er auch die Dresdner Antikensammlung kennen. Anhand der drei so genannten Herkulanerinnen, die als erste Statuen in Herculaneum gefunden und aus dem Nachlass des Prinzen Eugen in Wien 1736 nach Dresden verkauft worden waren, entwickelte er 1755 mit seinen „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“ eine theoretische Grundlage für den akademischen Klassizismus. Darin formulierte er seine These von der Vorbildhaftigkeit der griechischen Kunst: „Der einzige Weg für uns, groß, ja, wenn es möglich ist, unnachahmlich zu werden, ist die Nachahmung der Alten“. Sein Ideal der „edlen Einfalt und stillen Größe“ sah er vor allem in den Werken seines Zeitgenossen Anton Raphael Mengs verwirklicht.

Das Porträt Winckelmanns schuf der Bildhauer Ferdinand Pettrich, indem er ein in Stichen weitverbreitetes Gemälde von Angelika Kauffmann als Vorlage nutzte.

  

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Hebe
Bertel Thorvaldsen (1770–1844)
1816
Gips
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. ASN 4039
1913 Geschenk von Carl Jacobsen, Direktor der Ny Carlsberg Glyptothek, Kopenhagen

In der Kunstgeschichte erhebt die Epoche des Klassizismus die Kunst der Antike und ihr Bild vom Menschen zum Ideal. Sie zu „erlernen“, nicht nur nachzuahmen, war das höchste Ziel der Künstler. Die normative Kraft der antiken Vorbilder sollte der angehende Künstler verinnerlichen: Anmut und Grazie, Schönheit und Jugendlichkeit, die Geschlossenheit des Umrisses und die Reinheit weißen Marmors.

In der „Hebe“, die nach der griechischen Mythologie als Tochter des Zeus und der Hera beim Göttermahl Nektar als Trank der Unsterblichkeit ausschenkt, hat der dänische Bildhauer Thorvaldsen diese Bedingungen in Perfektion umgesetzt: ihre konzentrierte und ruhige Haltung, ihre Gewandung, Frisur und die klassischen Gesichtszüge zeigen die Orientierung an antiken Vorbildern.

Das Atelier Thorvaldsens in Rom gehörte zu den Hauptattraktionen der Heiligen Stadt. Es waren vor allem deutsche Romreisende, die ihn für den bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit hielten. Der Abguss des Originals in der Ny Carlsberg Glyptothek entstand nach der zweiten Version der „Hebe“ von 1816.

  

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Aphrodite (Venus Marina)
Hermann Prell (1854–1922)
1899/1900
Bronze
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. ZV 4208
1994 von der Galerie Siegfried Kuhnke GmbH, München erworben

Das Albertinum, auch heute noch Sitz der Skulpturensammlung, war in der Mitte des 16. Jahrhunderts ursprünglich als Zeughaus gebaut worden. Nachdem 1884 entschieden worden war, Antiken- und Abguss-Sammlung zur Skulpturensammlung zusammenzulegen, wurden andere Räumlichkeiten als die bisher für die Ausstellungen genutzten benötigt, und so hat man beschlossen, das Gebäude für die museale Nutzung umzubauen und dabei auch das Treppenhaus neu zu gestalten.

Die zwei hier ausgestellten Bronzefiguren der Aphrodite und des Prometheus sind Modellfassungen für das dafür bestimmte, groß angelegte Bildprogramm, mit dem der Dresdner Maler Hermann Prell 1899 beauftragt worden war und das er im Sinne eines Gesamtkunstwerks für Malerei und Plastik entwarf. Die Statuetten dienten später als Vorlage für die Ausführung der Monumentalskulpturen in Marmor und Serpentin, die 1945 jedoch mit dem Treppenhaus verbrannten.

   

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Prometheus
Hermann Prell (1854–1922)
1899/1900
Bronze
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. ZV 3630
Dauerleihgabe der Erben von Hermann Prell

Das Deckenbild im Treppenhaus des Albertinum zeigte bis zum Brand 1945 den „Titanenkampf“, den mythischen Kampf der olympischen Götter. Die Wandbilder setzten das Bildprogramm Prells mit Fresken zur Aphrodite- und Prometheussage fort – es war seine Idee, Schönheit und Schicksal gegenüberzustellen als „die beiden Grundelemente, in denen alle dichterische Weltanschauung, alle künstlerische Fassung menschlichen Lebens und Leidens wurzelt“.

Vor der „Wand der Schönheit“ befand sich Aphrodite, die gerade dem Schaum des Meeres entstiegen zu sein scheint. Der Titan Prometheus stand vor der „Wand des Schicksals“. Er hatte den Menschen das Feuer gebracht und sie im Handwerk, in den Künsten und der Wissenschaft unterwiesen. Nachdem er seine Mutter Gaia, Göttin der Erde, besiegen half, hat er nun erschöpft das Haupt gesenkt, sein Knie ruht auf dem Haupt der Besiegten. Die plastische Durchbildung der Figuren, die durch unterschiedliche Patinierung entstehende Polychromie und der mythologische Symbolgehalt zeigen eine dem Jugendstil und dem Symbolismus verbundene Auffassung.

  

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Kleiner männlicher Torso
Auguste Rodin (1840–1917)
Entwurf um 1880 oder 1880er Jahre; Guss möglicherweise später (vor 1897)
Bronze
Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. ZV 1737
Von Woldemar von Seidlitz auf der Internationalen Kunstausstellung Dresden 1897 erworben und der Skulpturensammlung geschenkt

Auguste Rodin hat die figürliche Skulptur eines ganzen Jahrhunderts in einer Weise geprägt, die mit der Wirkung Michelangelos auf die Kunst der Hochrenaissance vergleichbar ist. Neben vielen Skulpturen, die er im Zusammenhang mit seinem figurenreichen Großprojekt „Höllentor“ entwickelte, entstanden Porträts, Denkmäler, Zeichnungen und immer wieder Einzelfiguren.

Rodin hegte eine tiefe Bewunderung für antike Statuenfragmente, von denen er selbst einige besaß. So mag es für ihn ein folgerichtiger Schritt gewesen sein, mit Teilstücken seiner Figuren zu experimentieren, wodurch der Torso als bewusst gestaltetes, fragmentiertes Kunstwerk zum ersten Mal als revolutionäre Neuerung der Bildhauerei in seinem Werk am Ende des 19. Jahrhunderts auftrat.

Der „Kleine männliche Torso“ gibt eine vergleichsweise klassisch anmutende Körperhaltung wieder. Er lässt eine Gewichtverteilung auf Stand- und Spielbein, Linksdrehung des Kopfes, erhobene Rechte und eine Bewegung nach links erkennen.

  

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