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Ausschnitt aus dem Panorama während der
Restaurierung im Dezember 2004. Die zahlreichen Fehlstellen
sind bereits verkittet. |
Ende Juli 2005 wurde die Konservierung
und Restaurierung des Salzburg-Panoramas von Johann Michael Sattler
nach zweijähriger intensiver Arbeit abgeschlossen. Die beiden Wiener
Ateliers Scheel/Prenner (Mag. Elisabeth Scheel und Mag. Ilse
Prenner) und Atelier Schlossgasse (Mag. Michael Odlozil, Mag. Maria
Pachovsky und Mag. Martina Ruttin) waren als "Restauriergemeinschaft
Sattler-Panorama" schon mit den Voruntersuchungen, der Demontage,
dem Transport und der neuen Hängung im Sattlermuseum betraut. Die
Projektleitung von Seiten des SMCA lag in Händen von Restauratorin
Stefanie Flinsch.
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Der Transportzylinder für das 26 Meter lange Rundgemälde.
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Der spektakuläre Transport des
Gemäldes vom Café Winkler am Mönchsberg in ein Zwischenlager fand
auf einem riesigen Metallzylinder statt. Eine Salzburger
Stahlbaufirma konstruierte den über fünf Meter hohen
Transportzylinder mit einem Durchmesser von 2,3 m nach den Plänen
der Restauriergemeinschaft. Diese spezielle Konstruktion
ermöglichte, dass das Gemälde nicht einfach eingerollt, sondern
berührungsfrei auf Spiralschienen an der Ober- und Unterkante des
Zylinders gespannt werden konnte. Mehrfach wärmeisoliert und mit
einer Stoßschutzummantelung wurde das Panorama Anfang Dezember 2001
wieder auf die Reise geschickt. Nachdem das Gemälde eineinhalb
Jahre in einer Halle in der Schwarzenbergkaserne eingehaust und
klimatisiert stehend zwischengelagert war und in dieser Zeit das
neue Sattlermuseum errichtet wurde, konnte es im Mai 2003 mit Hilfe
eines 30 m hohen Krans durch die Dachöffnung des neuen
Museumsgebäudes eingebracht werden.
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Für die Hängung wurde eine eigene flexible Konstruktion entwickelt
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Die neue in Stahl ausgeführte Hängekonstruktion war im Vorfeld in Zusammenarbeit mit dem SMCA entworfen worden. Das Gemälde ist nun flexibel mit verstellbaren Spannschlössern an einem Montagering hängend befestigt. Die Gemäldeunterkante erhielt eine offene Montageform, die der originalen Präsentation von Panoramen entspricht. An 200 dünnen Stahlseilen hängen an der Unterkante in regelmäßigen Abständen beliebig veränderbare Gewichte. Die benötigte Querspannung erhält das Rundgemälde durch Vergrößern des variablen oberen Montageringes und des unteren Umlenkrohres.
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Der Gaisberg mit den
gekitteten Fehlstehlen...

...und nach der fertigen
Retusche
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Die Ergebnisse der noch vor der
Demontage durchgeführten Proben zur Freilegbarkeit der originalen
Malerei des J. M. Sattler waren so viel versprechend, dass man sich
entschloss, eine weitgehende Freilegung der originalen Malerei
durchzuführen. Auf Grund seiner bewegten Geschichte und zahlreicher
restauratorischer Eingriffe zeigte das Gemälde eine Vielzahl
unterschiedlicher Schadensphänomene wie Beschädigungen des
Bildträgers durch meterlange Risse, Schnitte, großflächige
Leinwandintarsien, Fehlstellen aber auch Schäden durch natürliche
Alterung, Schimmelpilzbefall und Durchsäuerung. Die Haftung zwischen
Doublierleinwand und Originalgewebe ist weitgehend intakt. Die
originale Malerei wies eine komplexe Übermalungssituation auf: Im
Himmel beispielsweise vier geschlossene Übermalungsschichten
unterschiedlicher Bindemittel mit dazwischen liegenden Kittungen,
Retuschen und Firnissen. Im August 2003 begannen wir mit der Abnahme
von nicht originalen Firnissen, Retuschen, mehreren ganzflächigen
Übermalungen und quadratmetergroßen Überkittungen im Himmel aus
unterschiedlichen Restaurierphasen. Bei den acht vorhandenen
malerischen Überarbeitungen waren Tempera-, Leim-, Acryl- und
Öl/Harzfarben eingesetzt worden. Jedes der verwendeten
Bindemittelsysteme bedurfte eigener Lösemittelmischungen, die in
umfassenden Testreihen jeweils gezielt erarbeitet werden mussten.
Manche nahezu lösemittelresistenten Übermalungsschichten konnten nur
mechanisch mit dem Skalpell unter großem Zeitaufwand abgenommen
werden.
Während der eingesetzten 4.400
Arbeitsstunden wandelte sich die gewitterhafte, schwere und
unräumliche Darstellung zu einer leichten, hellen bis ins Detail
ausgearbeiteten Ansicht der Stadt Salzburg und ihrer Umgebung im
Stil des Biedermeier. Die nun zur Gänze sichtbare hohe Qualität der
Malerei, aber auch das gesamte Ausmaß aller Beschädigungen im
Bildträger und vor allem der Malschicht ließ nicht nur die Besucher
erstaunen. Um das Ausmaß der benötigten Kittung der Ausbruchstellen
in realistischer Zeit bewältigen zu können (18 bis 20 Prozent
des Originals sind insgesamt verloren, je nach Bildbereich 5
bis 45 Prozent) musste vom Restauratorenteam eine Methode gefunden
werden, die möglichst wenig Nacharbeit erforderte und sich gut in
die Struktur der Malschicht integrieren ließ. Nach dem Firnissen der
rund 125 m² großen Fläche erfolgten sämtliche Retuschen
weitestgehend mit Pigmenten und einem alterungsbeständigem
Bindemittel. Sattlers Salzburg-Panorama präsentiert sich nun wieder
in der originalen Duftigkeit und Klarheit eines schönen
Septembernachmittages.

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Das Panorama vor (Bild oben) und
nach der Restaurierung (Bild
unten)
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Das Restauratorenteam
(v.l.n.r.): Ruttin, Flinsch, Pachovsky, Prenner, Odlozil,
Scheel

Blick in das Panorama nach der Abrollung

Links im Bild der Transportzylinder. Die dunklen Gewitterwolken von früheren Übermalungen sind deutlich erkennbar.

Die Restauratoren auf der Hebebühne bei ihrer Arbeit

Firnis und Übermalungen wurden schrittweise abgenommen
Detail vor der Restaurierung: zwei Rinnspuren, überlagert mit gelbbraunem Firnis

Der gleiche Ausschnitt (Blick Richtung Moosstraße und Staufen) nach Abnahme von Firnis und Übermalungen und den jetzt sichtbaren Fehlstellen der Originalmalerei
 Detail aus dem fertig restaurierten Rundgemälde
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