Konservierung und Restaurierung
von Sattlers Salzburg-Panorama 1829


 

Die Restaurierung des Salzburg-Panoramas dauerte rund zwei Jahre und nahm mehr als 4.400 Arbeitsstunden in Anspruch.

Ausschnitt aus dem Panorama während der Restaurierung im Dezember 2004. Die zahlreichen Fehlstellen sind bereits verkittet.

Ende Juli 2005 wurde die Konservierung und Restaurierung des Salzburg-Panoramas von Johann Michael Sattler nach zweijähriger intensiver Arbeit abgeschlossen. Die beiden Wiener Ateliers Scheel/Prenner (Mag. Elisabeth Scheel und Mag. Ilse Prenner) und Atelier Schlossgasse (Mag. Michael Odlozil, Mag. Maria Pachovsky und Mag. Martina Ruttin) waren als "Restauriergemeinschaft Sattler-Panorama" schon mit den Voruntersuchungen, der Demontage, dem Transport und der neuen Hängung im Sattlermuseum betraut. Die Projektleitung von Seiten des SMCA lag in Händen von Restauratorin Stefanie Flinsch.

Der Transportzylinder für das 26 Meter lange Rundgemälde.

Der spektakuläre Transport des Gemäldes vom Café Winkler am Mönchsberg in ein Zwischenlager fand auf einem riesigen Metallzylinder statt. Eine Salzburger Stahlbaufirma konstruierte den über fünf Meter hohen Transportzylinder mit einem Durchmesser von 2,3 m nach den Plänen der Restauriergemeinschaft. Diese spezielle Konstruktion ermöglichte, dass das Gemälde nicht einfach eingerollt, sondern berührungsfrei auf Spiralschienen an der Ober- und Unterkante des Zylinders gespannt werden konnte. Mehrfach wärmeisoliert und mit einer Stoßschutzummantelung wurde das Panorama Anfang Dezember 2001 wieder auf die Reise geschickt. Nachdem das Gemälde eineinhalb Jahre in einer Halle in der Schwarzenbergkaserne eingehaust und klimatisiert stehend zwischengelagert war und in dieser Zeit das neue Sattlermuseum errichtet wurde, konnte es im Mai 2003 mit Hilfe eines 30 m hohen Krans durch die Dachöffnung des neuen Museumsgebäudes eingebracht werden.  

Für die Hängung wurde eine eigene flexible Konstruktion entwickelt

Die neue in Stahl ausgeführte Hängekonstruktion war im Vorfeld in Zusammenarbeit mit dem SMCA entworfen worden. Das Gemälde ist nun flexibel mit verstellbaren Spannschlössern an einem Montagering hängend befestigt. Die Gemäldeunterkante erhielt eine offene Montageform, die der originalen Präsentation von Panoramen entspricht. An 200 dünnen Stahlseilen hängen an der Unterkante in regelmäßigen Abständen beliebig veränderbare Gewichte. Die benötigte Querspannung erhält das Rundgemälde durch Vergrößern des variablen oberen Montageringes und des unteren Umlenkrohres.

Der Gaisberg mit den gekitteten Fehlstehlen...


...und nach der fertigen Retusche

Die Ergebnisse der noch vor der Demontage durchgeführten Proben zur Freilegbarkeit der originalen Malerei des J. M. Sattler waren so viel versprechend, dass man sich entschloss, eine weitgehende Freilegung der originalen Malerei durchzuführen. Auf Grund seiner bewegten Geschichte und zahlreicher restauratorischer Eingriffe zeigte das Gemälde eine Vielzahl unterschiedlicher Schadensphänomene wie Beschädigungen des Bildträgers durch meterlange Risse, Schnitte, großflächige Leinwandintarsien, Fehlstellen aber auch Schäden durch natürliche Alterung, Schimmelpilzbefall und Durchsäuerung. Die Haftung zwischen Doublierleinwand und Originalgewebe ist weitgehend intakt. Die originale Malerei wies eine komplexe Übermalungssituation auf: Im Himmel beispielsweise vier geschlossene Übermalungsschichten unterschiedlicher Bindemittel mit dazwischen liegenden Kittungen, Retuschen und Firnissen. Im August 2003 begannen wir mit der Abnahme von nicht originalen Firnissen, Retuschen, mehreren ganzflächigen Übermalungen und quadratmetergroßen Überkittungen im Himmel aus unterschiedlichen Restaurierphasen. Bei den acht vorhandenen malerischen Überarbeitungen waren Tempera-, Leim-, Acryl- und Öl/Harzfarben eingesetzt worden. Jedes der verwendeten Bindemittelsysteme bedurfte eigener Lösemittelmischungen, die in umfassenden Testreihen jeweils gezielt erarbeitet werden mussten. Manche nahezu lösemittelresistenten Übermalungsschichten konnten nur mechanisch mit dem Skalpell unter großem Zeitaufwand abgenommen werden.

Während der eingesetzten 4.400 Arbeitsstunden wandelte sich die gewitterhafte, schwere und unräumliche Darstellung zu einer leichten, hellen bis ins Detail ausgearbeiteten Ansicht der Stadt Salzburg und ihrer Umgebung im Stil des Biedermeier. Die nun zur Gänze sichtbare hohe Qualität der Malerei, aber auch das gesamte Ausmaß aller Beschädigungen im Bildträger und vor allem der Malschicht ließ nicht nur die Besucher erstaunen. Um das Ausmaß der benötigten Kittung der Ausbruchstellen in realistischer Zeit bewältigen zu können (18 bis 20 Prozent  des Originals sind insgesamt verloren, je nach Bildbereich 5 bis 45 Prozent) musste vom Restauratorenteam eine Methode gefunden werden, die möglichst wenig Nacharbeit erforderte und sich gut in die Struktur der Malschicht integrieren ließ. Nach dem Firnissen der rund 125 m² großen Fläche erfolgten sämtliche Retuschen weitestgehend mit Pigmenten und einem alterungsbeständigem Bindemittel. Sattlers Salzburg-Panorama präsentiert sich nun wieder in der originalen Duftigkeit und Klarheit eines schönen Septembernachmittages.


Das Panorama vor (Bild oben) und nach der Restaurierung (Bild unten)


 


Das Restauratorenteam (v.l.n.r.): Ruttin, Flinsch, Pachovsky, Prenner, Odlozil, Scheel


Blick in das Panorama nach der Abrollung


Links im Bild der Transportzylinder. Die dunklen Gewitterwolken von früheren Übermalungen sind deutlich erkennbar.


Die Restauratoren auf der Hebebühne bei ihrer Arbeit


Firnis und Übermalungen wurden schrittweise abgenommen


Detail vor der Restaurierung: zwei Rinnspuren, überlagert mit gelbbraunem Firnis


Der gleiche Ausschnitt (Blick Richtung Moosstraße und Staufen) nach Abnahme von Firnis und Übermalungen und den jetzt sichtbaren Fehlstellen der Originalmalerei


Detail aus dem fertig restaurierten Rundgemälde


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